Johannes Willi

10 Fragen an ...

Portrait des Basler Künstlers Johannes WIlli vor einer beigefarbenen Hauswand.

Johannes Willi kennt keine Grenzen und lässt sich auch im Medium nicht einschränken.

Der Basler Künstler Johannes Willi (*1983) arbeitet äusserst vielseitig. Kunst sieht er dabei auch als Forschung, mit der er formale Zusammenhänge erkundet und überraschende Verbindungen aufdeckt. Um was es da genau geht, erklärt er uns im Kurzinterview. 

Johannes, du hast sowohl in der Schweiz als auch in Kolumbien studiert. Welche Aspekte des jeweiligen Landes haben deine Kunstpraxis am meisten geprägt?

Spannende Frage, wobei es zu beachten gilt, dass ich in Kolumbien 10 Monate lang in einem unabhängigen Research und Practice Programm war das Flora Ars+Natura hiess und von ProHelvetia als Residency mitfinanziert wurde. Ich war also nicht als Student im klassischen Sinne da, sondern hatte meine Bachelor und Master Ausbildung an der ZHdK bei Trends&Identity und and der HGK in Basel im Institut Kunst schon abgeschlossen. Das heisst ich war mit meiner Arbeit an einem anderen Ort in Kolumbien als davor an den Schweizer Hochschulen.

Ein grosser Unterschied ist, dass es in Kolumbien keine öffentliche Kunst und Kulturförderung gibt, in der Schweiz schon. Das beeinflusst die Arbeitsweisen der Künstler*innen enorm. Sowohl Inhaltlich wie auch in der Künstler*innencommunity. 

Was liebst du an deinem Beruf?

Das Unterwegs sein, sowohl physisch wie auch gedanklich.

Im Rahmen des «artist-in-labs-program» der ZHDK hast du letztes Jahr das «Chronic Pain Orchestra» gegründet. Erzähl uns ein bisschen über dieses Projekt.

1,5 Millionen Menschen in der Schweiz leiden an chronischen Schmerzen. Diese mit Worten zu beschreiben, fällt vielen Betroffenen schwer, weil sehr komplex das Ganze. Hier interveniere ich als Künstler. Mit dem «Chronic Pain Orchestra» spielen die Musiker*innen die sich im Entstehen befindenden Messingskulpturen. Die Arbeiten werden als eine Art Medium verwendet, um sich künstlerisch zu betätigen und in einem Gemeinschaftsmoment Bestätigung zu erleben. Durch das Aktivieren der Arbeiten beenden die Musiker*innen zugleich den schöpferischen Prozess der Arbeit. 

Mit seinem «Chronic Pain Orchestra» bespielt Johannes Willi Messingskulpturen und macht so chronische Schmerzen erfahrbar.

Die golden schimmernden Skulpturen aus Messingblech erinnern an Körperteile wie Hände oder Füsse und sollen wie Gongs mit Schlägeln, Besen oder den Händen angeschlagen und gespielt werden.

Du bist auch Co-Organisator der «I Never Read Art Book Fair». Welches Buch könntest du immer und immer wieder lesen?

Die unfassbare Vielfalt des Seins von James Bridle, Die Aufdrängung von Ariane Koch und Je dort, je travaille über das Leben von Valentine Schlegel

Wo trifft man dich in Basel häufig an?

Im Ausstellungsraum MultiSoftKonstanz, den ich mit dem Künstler*innenkollektiv Juice and Rispetta betreibe, in der Kunsthalle in Basel, im Weinkeller S.P.A und auf dem Gempen, dem Hausberg für alle Gümmeler. 

Wovon träumst du gerade?

Einem Atelierhaus in Genua oder an der ligurischen Riviera. Falls das also jemand liest, der mir da weiter helfen kann, shoot!

Wer oder was hat dich zuletzt inspiriert?

Ich bin gerade am Unterrichten an der ZHdK im Studiengang Trends & Identity. Die Studierenden inspirieren mich täglich und immer wieder aufs Neue. Fantastisch.

In 3 Wörtern: Warum machst du Kunst?

Just do it.

Eine Frage, die Dich gerade bewegt?

Wie finde ich den Ort, den ich suche, in Genua.

Deine nächsten Projekte, Ausstellungen? Wo kann man dich sehen?

Ich stelle gerade in der Kunsthalle in Basel in der Kunstkredit Ausstellung noch bis am 8.10.2023 aus. Zudem arbeite ich an der experimentellen Kunstberichterstattungsplattform OOO (ooo.place) mache eine Recherchereise nach Peru im November und eröffne eine Ausstellung zusammen mit Mariana Murcia und Jacob Ott am 9.12.23 in der Miriam Gallery in Brooklyn.

www.whatdoyouwant.ch

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