Aus der Sicht einer Drohne

Architekturfotografie

Ich bin kein Fan von Drohnen. Wirklich nicht. Es gibt nichts Unangenehmeres, als bei einer idyllischen Gratwanderung dieses nervige Surren im Ohr zu haben und den schmalen Weg von einem «Drohnen-Abhängigen» versperrt vorzufinden. Technikbegeisterung in Ehren, aber wenn die Aussicht, ein spektakuläres Foto zu schiessen mehr begeistert, als die reale Aussicht vor, unter mir und um mich herum, gibt mir das zu denken. Entsprechend gross die Begeisterung, dass DJI – einer der weltweit grössten Anbieter von Drohnen – kürzlich einen Award zum Thema verlieh. Doch die spektakulären Aufnahmen der beiden Sieger des DJI Drone Photography AwardsMarkel Redondo und Tom Hegen, haben meine Toleranzgrenze augenblicklich in ungeahnte (Drohnen-) Höhen manövriert ... 

Der in Bilbao und Biarritz tätige Dokumentar-, Reise- und Porträtfotograf Markel Redondo nutzte die Drohnenfotografie, um in seiner Serie «Sand Castles, part II» die geschätzten 3.4 Mio. Häuser in Spanien zu dokumentieren, die seit der Wirtschaftskrise leer stehen.

Erstmals hatte Redondo die verlassenen Projekte 2010 fotografiert. Acht Jahre später kehrte er mit einer DJI Phantom 4 Pro Drohne ausgestattet zurück und beleuchtete das Problem aus einer neuen Perspektive – der Vogelperspektive. 

Für Detailaufnahmen wie die Häuser, Kreisverkehre, Strassen oder Plätze hat er immer aus der selben Höhe fotografiert.

Die Totalaufnahmen der Bauprojekte wirken dabei wie Postkarten. Redondo präsentiert diese bewusst auf eine Weise, wie sich die Entwickler und Konstrukteure die Projekte wohl vorgestellt hatten – mit schönem Licht; aber auch verbunden mit dem Gefühl, «dass etwas nicht stimmt.» (Markel Redondo) 

Die Perspektive von oben ist auch die bevorzugte Sicht des deutschen Fotografen und Grafikdesigners Tom Hegen: Er nutzt das Fotografieren aus der Luft, um Landschaften zu dokumentieren, die stark durch menschliche Eingriffe verändert worden sind.

Sein Projekt «The Salt Series» zeigt die grössten Saltproduktionsstätten in Europa. Die künstlich angelegten Teiche sind eines der Kernelemente der Meersalzproduktion.

Hegens Bilder wirken dabei weniger wie Fotoaufnahmen, denn wie abstrakte Kunstgemälde.

«Unser Bedürfnis, alles geometrisch zu ordnen, um zu regulieren und die Kontrolle zu haben, macht uns alle gewissermaßen zu Designern unserer eigenen Umwelt.» Tom Hegen

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