Altes und neues Wien treffen in diesem Etablissement aufs Vortrefflichste zusammen. Inhaber Otto F. Wiesenthal startete vor 26 Jahren sein ungewöhnliches Hotelkonzept in einem 1902 erbauten, typischen Gründerzeithaus in Wiens siebtem Bezirk. Untypisch hingegen ist nicht nur die Tatsache, dass der Hotelier aus Leidenschaft bis heute Mieter im Haus ist, sondern auch der Umstand, dass das Hotel etappenweise gewachsen ist. Das widerspiegelt sich unter anderem darin, dass keines der heute 58 Zimmer dem anderen gleicht – und zugleich ein Panoptikum der reichen Gestaltungskultur dieser wunderbaren Stadt bietet. Den Ausbau der Räume und die Gestaltung der Zimmer überliess Wiesenthal nämlich wohlweislich verschiedenen Profis auf diesem Gebiet. Und zwar sowohl Architekten als auch Designern. Zudem sind sowohl die allgemein zugänglichen Räumlichkeiten als auch die Hotelzimmer mit Werken aus seiner umfangreichen Kunstsammlung bestückt. Zu den Kreativen, die dazu eingeladen wurden, für das Altstadt Vienna eine zeitgemässe Interpretation von Gastfreundschaft zu liefern, gehören bekannte Namen wie etwa der Südtiroler Architekt Matteo Thun. Für die neusten Zimmer konnte Otto F. Wiesenthal Lilli Hollein, Adolph Krischanitz, Gregor Eichinger und Roland Nemetz gewinnen. Letzterer zeichnet auch für die Erweiterung des Salons im ersten Stockwerk des Hotels verantwortlich.
Apropos Stockwerk: In Wien besitzt dieses Thema eine ganz besondere Geschichte. Um Steuern zu umgehen, nannten findige Wiener einzelne Geschosse «Mezzanin» oder «Hochparterre», was in der Bezeichnung der Stockwerke auch zu Verwirrung führen kann. Solche kleinen Anekdoten zu Besonderheiten Wiens werden den Gästen im Altstadt Vienna en passant vom aufmerksamen Personal serviert. Das trägt wohl dazu bei, dass man sich schnell heimisch fühlt in diesem Haus. In den liebevoll eingerichteten Zimmern würde man gerne auch länger wohnen. Die Räume strahlen allesamt gediegene Wohnlichkeit und Individualität aus.
Eine Wunderkammer der zeitgenössischen, lebendigen österreichischen Designszene ist das von Lilli Hollein und ihrem Mann Markus Eiblmayr gestaltete Zimmer. Die Direktorin der Vienna Design Week kombinierte die modernen Entwürfe von Marco Dessi, Chmara Rosinke oder Sebastian Menschhorn mit einer verspielten Wolkentapete von Piero Fornasetti, was dem Interieur eine surreale und träumerische Note verleiht. Der bunte Teppich ist ein Eigenentwurf des Paars, das offensichtlich mit viel Humor und Spielwitz an das Thema Interior Design heranging. Wer es traditioneller mag, dem sei das Josef-Frank-Zimmer wärmstens empfohlen. Die grosszügige Suite wurde mit Stücken des Wiener Designers, der während des Zweiten Weltkrieges nach Schweden floh, eingerichtet. Seine Entwürfe werden heute noch von Svenskt Tenn vertrieben und hergestellt. 2016 lud Wiesenthal Jennie Pineus, Direktorin des Svenskt-Tenn-Interiordesign-Studios, nach Wien ein, um für das Altstadt Vienna ein Zimmer zu gestalten. So lässt sich Designgeschichte ganz sinnlich erleben!