Wann haben Sie sich das letzte Mal über etwas gewundert? Ich habe mir vorgenommen, dass ich mich in meinem Alltag wieder mehr über Dinge wundern möchte. Das hört sich vielleicht komisch an, aber eigentlich geht es nur darum, die Dinge nicht als selbstverständlich anzunehmen, sondern das Ungewöhnliche im Gewöhnlichen zu finden. So sind unsere Sinne, hier im Speziellen unser Geruchssinn, ein kleines Wunderwerk.
Entwicklungsgeschichtlich gesehen, ist er der älteste unserer Sinne, denn im Gegensatz zum Sehen, Hören, Fühlen und Schmecken umgeht er den Thalamus und seine Informationen kommen direkt in den Mandelkernen und im Frontallappen an. Das hört sich erst mal kompliziert an, ganz banal gesagt heisst das lediglich, dass Gerüche immer emotional besetzt sind. Nehmen wir einen Geruch wahr, zeigt sich augenblicklich eine Empfindung: Diese kann angenehm, widerlich, beruhigend, energetisierend oder gar ekelerregend sein. Wir können nichts riechen, ohne eine emotionale Empfindung zu haben. Aber dieses Wunderwerk geht weiter, denn meine Sinne machen beim Anblick dieser Möbel und Wohnaccessoires noch ganz andere Kapriolen: Vielleicht ist es das Strandtuch, vielleicht das kräftige Pink des Sessels, jedenfalls sitze ich nicht mehr wirklich im Homeoffice, sondern stehe in der Schlange vor der Gelateria di Berna im Zürcher Kreis 3. Während ringsherum fröhliches Gelächter zu mir herüberdringt und ich die warmen Sonnenstrahlen auf der Haut spüre, kreisen meine Gedanken nur um eine Frage: Cremiges Erdbeerglace oder süsses Himbeersorbet? Und das alles nur, weil ich mich gewundert habe, was diese Farben in mir auslösen.