Die Lage ist einzigartig. Der Blick schweift im Westen über die Rheinebene, im Süden erhebt sich der Drachenfels, eine seit der Romantik beliebte Burgruine im Siebengebirge. So wählte man Sommersitze, als Geld keine Rolle spielte. Damals, als Oberkassel bei Bonn noch ein Dorf war und Feriendomizile viele Hektar Land massen. Michael Dreisvogt nennt diese Gegend schlicht die «nördliche Toskana». Er sollte es wissen. Denn er leitet nicht nur das an einen englischen Landschaftspark erinnernde Anwesen, das heutige Arboretum Park Härle, er lebt auch mitten darin.
Besuchern des alten Parks stechen die oben genannten Vorzüge nicht sogleich ins Auge. Denn die jungen Gehölze von Atlaszeder, Ginko und Mammutbaum, die der ehemalige Direktor der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft, Franz Carl Rennen, schon 1870 in die noch jungfräuliche Scholle seines Sommersitzes eingrub, sind heute zu mächtigen Gestalten herangewachsen. Ebenso viele Gehölze, die seitdem hinzukamen. Die Besucher erleben einen malerischen Park, in dem die Motorsäge mittlerweile häufiger zum Einsatz kommt als der Pflanzspaten und das ästhetische Empfinden eines Pflanzenkenners vom Schlage Michael Dreisvogt mehr zählt als der Darstellungsdrang eines Eisenbahndirektors.
Machen wir uns nichts vor, die Anfänge des Parks prägte ein Vertreter des Geldadels, der protzen wollte. Seine Landnahme begleiteten ausgiebige Pflanzungen mit exotischen Gehölzen. Unterstützt wurde er dabei vom örtlichen Gärtner. «Die Bäume sind ziemlich nah nebeneinander gepflanzt worden, also eigentlich nicht parkartig», erinnerte sich Regina Härle. Ihr Vater, Carl Härle, Sohn eines Brauereibesitzers und promovierter Jurist, hatte das schon leicht verwilderte Anwesen 1921 gekauft. In der Obhut des kunstsinnigen Unternehmers und seiner beiden Töchter Maria und Regina – ihre Mutter war schon früh gestorben – entfaltete der Park seinen wahren Glanz. Während des Krieges wurde dort an vielen Stellen zunächst noch Gemüse angebaut, das man in einer eigens dafür geschaffenen Gärtnerei aus Jungpflanzen heranzog. Alle Hände wurden gebraucht – so auch die der beiden jungen Frauen. Die Arbeit entfachte in ihnen das Feuer für das Gärtnern. Nach dem Krieg führten sie daher die Gärtnerei weiter. Wo zuvor Nutzpflanzen sprossen, wurden nun Blumen kultiviert, und mit ihnen erwachte der Sinn für die Schönheit der Gewächse.