Spricht Parfümeur Barnabé Fillion über seine Kreation Rōzu für Aesop hört es sich an wie Poesie. Wie sanfte Bilder, die sich ganz harmonisch zu diesem unverkennbaren Duft zusammenfügen und das Lebenswerk der renommierten Designerin Charlotte Perriand widerspiegeln.
Es ist wohl das schönste Kompliment, das man bekommen kann, wenn das eigene Lebenswerk in einem Duft verewigt wird. Rōzu – ist nicht nur das neue Eau de Parfum von Aesop, es ist eine Hommage an die modernistische Designerin Charlotte Perriand. Ihre ganze Kreativität, Vision und Lebensphilosophie wurde in diesem Duft vereint. Die Arbeit der renommierten Designerin ist in verschiedene Bereiche gefächert, so war ihr Schaffen fest im Maschinenzeitalter verankert und doch zeigte sie eine grosse Affinität zum Handwerk und natürlichen Materialien. Diese subtilen olfaktorischen Widersprüche werden in Rōzu zu einem harmonischen Duft vereint.
Ausgangslage war die Rose, die zu Ehren an Charlotte Perriand von der japanischen Gärtnerei Wabara in Zusammenarbeit mit ihrer Tochter Pernette Perriand-Barsac kreiert wurde. Die Rose mit fülligem Blütenkopf zeigt sich in einem zarten off-white und erinnert mit ihrem metallischen Schimmer an Kupfer – als Referenz an ihre Arbeit. Gepaart wurde der sanfte Duft der Rose mit der frischen Note von Shiso, einer grünen Pflanze, die an die klare Bergluft erinnert, wo sich die Designerin in ihrer Freizeit gerne aufhielt. Und einer würzigen Holznote, die das Wesen der Designerin widerspiegelt. Die puderige Basisnote besteht aus Vetiver-Extrakt, Patchouli und Myrrhe, die an das männliche Eaux de Cologne erinnern – einen Duft, den Perriand selbst gerne trug.
Der Parfümeur Barnabé Fillion tauchte für den Duft Rōzu tief in die Welt von Charlotte Perriand ein, besuchte ihr Loft in Paris und reiste mit ihrer Tochter nach Japan. Ihre Biografie diente ihm vor Jahren selbst als Inspiration für seine Reise und Arbeit in Japan. Die Reise zu diesem Duft ist wie ein Kunstwerk selbst, das sich über die vergangenen Monate, wenn nicht Jahre, stetig und natürlich enthüllte. Wir hatten die Möglichkeit mit dem Parfümeur Barnabé Fillion über seine einzigartige Kreation für Aesop zu sprechen.
Rōzu ist eine Hommage an die Designerin Charlotte Perriand. Für welchen Anlass ist der Duft kreiert?
Charlotte Perriand war sehr avantgardistisch und trug gerne männliche Parfüms. Rōzu ist deshalb ein unisex Parfüm und steht für Begegnungen zwischen den Geschlechtern, für Begegnungen von Avantgardisten, von Frankreich und Japan und von der weiblichen Rose und dem männlichen Vetiver. Das Parfüm kann das Gefühl vermitteln, einen Berg zu besteigen oder an einer Rose zu riechen. Gleichzeitig steht es für die Verbindung von Holz, Handwerk und Veränderungen und zelebriert den Widerspruch.
Wie beginnen Sie bei der Kreation eines Duftes? Haben Sie am Anfang eine Idee von einem Duft, oder kommt das alles Schritt für Schritt?
Am Anfang stand die Rose, die von einem japanischen Künstler zu Ehren von Charlotte Perriand kreiert wurde. Die Farbe der Rose ist ein cremefarbenes Beige, das mit der Zeit nicht verblasst, sondern grau wird und so einen starken metallischen Schimmer von Kupfer bekommt. Ich war von diesem Bild sehr inspiriert, weil Charlotte Perriand für mich die Ikone der Intelligenz des sozialen Designs und der Emanzipation ist.
Können Sie das genauer erklären?
Sie hat in der Architektur viele neue Konzepte entwickelt, etwa hat sie die Küche zum Wohnraum hin geöffnet und die Rolle der Frau so stark verändert. Zudem nutze niemand Elemente des industriellen Prozesses wie etwa Metall für Möbel, wie sie es tat. Das spiegelt sich in der Rose und dem Duft wider.
Dabei ist der Duft alles andere als blumig-rosig ...
... ja, es ist sehr selten, ein Parfüm mit Rose zu finden, das eine Frische ausstrahlt. Normalerweise ist ein Parfüm mit Rose warm. Mir war es aber sehr wichtig, dass bei Rōzu die Frische dominiert. Sie liebte die Arbeit mit Holz und trug gerne männliche Parfüms, so entstand die Kombination mit Holz und Vetiver. Und die Würze spiegelt ihre fröhliche, extrovertierte Präsenz wider.
Sie haben sich für das Parfüm sehr stark mit Charlotte Perriand befasst, sind mit ihrer Tochter nach Japan gereist und haben ihr ehemaliges Loft in Paris besucht. Inwiefern half diese Recherche?
Mein Geruchssinn führt mich direkt zu Bildern. Es hat mich sehr inspiriert zu sehen, wie sie gearbeitet hat, an welche Orte sie gereist war und mit welchen Menschen sie sich umgeben hatte.
Hatten Sie davor bereits eine Verbindung zu Charlotte Perriand?
Als ich das erste Mal mit 21 Jahren nach Japan ging, brachte ich ein paar Bücher von Frankreich nach Japan. Eines davon war die Biografie von Charlotte Perriand. Sie sprach darin sehr viel von Japan, weil sie eine lange Zeit dort verbrachte, als in Europa Krieg herrschte. Und auch danach ging sie viele Male zurück. Das Buch war für mich ein Leitfaden, um in Japan zu arbeiten und das japanische Handwerk und die Kultur besser zu verstehen. In dieser Hinsicht war Charlotte Perriand schon früh wichtig für meine Karriere.
Haben sich durch die Zusammenarbeit mit Charlotte Perriands Tochter neue Sichtweisen geöffnet?
Japan und all die Orte durch die Augen der Tochter zu sehen, die als Baby und junges Mädchen mit ihrer Mutter viel gereist war, war für mich nur die Bestätigung für alles, was ich im Buch gelesen hatte. Diese Erfahrung mit ihrer Familie kam harmonisch wie ein Gedicht in diesem Parfüm zusammen.
Wie lange hat der ganze Prozess von der Idee zum fertigen Parfüm gedauert?
Das ging relativ schnell, ich glaube, es war ein Prozess von knapp 18 Monaten.