Drei Designer, die Sie sich merken müssen

Stardesigner im Interview

Falls Sie mit offenen Augen durchs Leben spazieren und eine kleine Affinität für Design und Kunst übrig haben, kommen Sie an diesen drei Namen nicht vorbei. Sie waren an den diesjährigen Designevents in Köln, Paris und Mailand omnipräsent und wirken auch in der internationalen Interior- und Architekturbranche mit. Höchste Zeit, Ihnen die drei angesagtesten Designer der Stunde zu präsentieren.

Jaime Hayon

Humor ist die Essenz von Jaime Hayon’s Arbeit.

Das Hotel Barcelò Torre de Madrid zeigt den Kosmos von Hayon auf eindrückliche Weise. (Vorne im Bild: Sessel «Fri» für Fritz Hansen).

Im Entrée grüsst der Bär.

Eines der schönsten Stück für Fritz Hansen: Vase Ikebana.

Auch das Sortiment von Wittmann hat er mit seinem Hayon Workshop aufgemischt.

Das Projekt «Stone Age Folk» von Jaime Hayon in Kooperation mit Caesarstone begann 2017 und war auch am Salone Milano zu sehen.

Er ist wohl eine der schillerndsten Figuren des aktuellen Designzirkus. Der Spanier Jaime Hayon überzeugt aber nicht nur als Designer, sondern vor allem als Künstler. Er kreiert seinen eigenen Kosmos, den man wohl am besten nachvollziehen kann, wenn man sein Instagram-Account verfolgt. Seine Arbeiten sind lustig, frech, aber auch voller Poesie. Wir haben ihn bei einem Design-Abend im wohnbedarf Zürich getroffen.

Jaime (ausgesprochen: Chaime) Hayon, sehen Sie sich als Künstler oder als Designer?
Jaime Hayon: Weder noch, ich bin einfach ich. J’aime Hayon. Und ich mache einfach, was mir Spass macht.

Warum begeben Sie sich dann immer wieder in das Korsett produzierender Firmen?
JH: Design – und bildende Kunst übrigens auch – ist immer auch ein Gemeinschaftswerk. Die Auseinandersetzung mit der Produktion, der Geschichte und der DNA der Firma fasziniert mich und fordert mich auch heraus. Meist geniesse ich aber viel Freiheiten bei meiner Arbeit.

Wie motivieren Sie sich denn jeden Tag aufs Neue?
JH: Ich erscheine vielleicht als Chaot, als crazy Typ, aber eigentlich bin ich ein sehr strukturierter Mensch. Am Morgen setze ich mich jeweils an mein Pult und spitze meine Bleistifte. So bin ich gerüstet für den Tag. Das Leben bietet genug Inspiration. Man muss nur mit offenen Augen und Sinn für Humor durch die Welt gehen.

Eines Ihrer aktuellen Projekte ist das Hotel Barcelò Torre de Madrid bei dem Sie viele Ihrer Designstücke, die sie für unterschiedliche Firmen realisiert haben, integrieren?
JH:
Ja, bei dem Projekt kann man meinen Kosmos der Dinge vielleicht am besten erfahren. Stücke, die ich eigentlich für nordeuropäische Labels wie Fritz Hansen oder &tradition entworfen habe, lassen sich gut in dieses spanische Ambiente integrieren. Aber am besten gefällt mir der Bär in der Eingangshalle. Ich plädiere auch immer gegenüber meinen Studenten an der ECAL, dass sie am meisten sich selbst sein sollen, dann läuft der kreative Prozess am besten. Nochmals: J’aime Hayon.

Oki Sato

Der Superstar unter den Designern: Oki Sato von Nendo.

Für die Ausstellung «Forms of Movement» standen die Besucher in Milano stundenlang Schlange.

Die Ausstellung umfasste zehn Kollaborationen zwischen Nendo und innovativen japanischen Unternehmen.

Der neuste Coup: Ein Holzstuhl aus 23 Holzstücken für Fritz Hansen.

Der Stuhl «N01» vereint das Beste aus nordischer Handwerkskunst und japanischem Design. Oder wie es Oki Sato selbst sagt: «Wenn Sie darauf sitzen, werden Sie bemerken, dass dies ein Fritz Hansen Stuhl ist. Wenn Sie damit leben, werden Sie feststellen, dass dies reines japanisches Design ist».

Für Atelier Swarovski entwarf Studio Nendo die Kristallschalen-Kollektion «Softpond».

Oki Sato ist der Gründer und Chefdesigner des renommierten japanischen Designstudios Nendo. Und würde man den Begriff Superstar im Designjargon nutzen, hätte er ihn verdient. Für Nendo stehen Besucher während des Salone del Mobile jeweils stundenlang in der prallen Sonne Schlange, nicht etwa um etwas zu kaufen, sondern um seine Installation zu besichtigen. Doch so sehr das Designuniversum Oki Sato bewundert, so bescheiden ist er selbst  – und vielleicht ist gerade das sein Erfolgsgeheimnis. 

Bei Ihnen stehen die Besucher Schlange wie bei einem Superstar, fühlen Sie sich manchmal auch wie einer?
Oki Sato:
Nein, mir ist das eher unangenehm. Es ist für mich schön zu sehen, dass unsere Arbeit ankommt, aber ich fühle mich überhaupt nicht wie ein Star. Ich liebe meine Arbeite aber hinter mir steht ein Team, wir arbeiten gemeinsam an den verschiedenen Projekten.

Erzählen Sie uns mehr über die Ausstellung «Nendo – Forms of Movement» – für was standen die Besucher so lange Schlange? 
OS:
 Die Ausstellung stellte die Beziehung oder anders gesagt die Bewegungen zwischen Produkt und Besucher ins Zentrum. Zum Beispiel wollten wir sehen, wie Besucher auf gewisse Produkte reagieren und wie sie mit ihnen interagieren. Es ging dabei weniger um die Produkte selbst, viel mehr ging es darum, die Bewegung rundherum aufzunehmen. Zudem haben die Besucher auch einen Einblick in den Designprozess erhalten. 

Für Fritz Hansen haben Sie einen Stuhl aus 23 handgemachten Holzteilen entworfen, es scheint Sie scheuen keine Herausforderung?
OS:
 Wie das erste Briefing lautete weiss ich gar nicht mehr genau aber unser Ziel war es, einen Stuhl zu entwickeln, der zeitgemäss ist und gleichzeitig den traditionellen und historischen Charakter von Fritz Hansen bewahrt. Aber ein Holzstuhl zu entwickeln ist sicher eine der schwersten Aufgaben für einen Designer, eine kleine Veränderung von wenigen Millimetern, kann das Aussehen und den Sitzkomfort komplett verändern. Mit der puzzleähnlichen Anordnung der Holzteile haben wir versucht, eine möglichst nahtlose Konstruktion zu erzeugen.

Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit Fritz Hansen in Erinnerung?
OS:
Das Projekt ist einer der Höhepunkte meiner Karriere als Designer. Während dem Entwicklungsprozess gab es einen ständigen Austausch zwischen Fritz Hansen und uns. Wir haben den Stuhl gemeinsam entwickelt.

 

Sebastian Herkner

Der deutsche Designer ist ein Ausnahmetalent in der Designszene. Kaum einer entwirft mehr Produkte wie er.

Während des Salone del Mobile in Milano hatte Sebastian Herkner seine zweite Kollektion für Nude präsentiert.

«Ecrin» umfasst drei verschiedene grössen von Glasschatullen mit verschiedenen Deckeln. Ideal zur Aufbewahrung kleiner Schätze.

Für Moroso kreierte Herkner die Möbel-Kollektion «Pipe».

Die Farbkombination von sanftem Rosa und Camel kommt auch hier wieder vor: Die Gartenmöbel-Kollektion «Dune» von Gloster umfasst verschieden bequeme und wettertaugliche Sitzmöbel.

Exotischer zeigt sich die Kollektion für ames: Das Label produziert Möbel und Wohnaccessoires, die nach kolumbianischer Tradition in Handarbeit gefertigt werden.

Bewegte man sich in diesem Jahr übers internationale Designparkett kam man an seinem Namen nicht vorbei: Sebastian Herkner. Er war nicht nur auf den Möbelmessen omnipräsent, sondern auch in meinem Mail-Postfach – so sehr, dass ich anfangs Jahr nichts mehr von ihm hören oder sehen wollte. Auf der imm Köln habe ich mich dann wieder mit ihm versöhnt und ihn am Salone del Mobile zum Interview getroffen.

Ihr Output ist beachtlich, kaum ein anderer Designer präsentierte in Milano so viele Produkte wie Sie. Machen Sie nie Urlaub?
Sebastian Herkner: In den letzten 13 Jahre habe ich tatsächlich keinen Urlaub gemacht, aber mein Mann fordert das jetzt ein, was auch ok ist. Der Kompromiss ist, dass die Reise immer etwas mit Design zu tun haben muss. Aber eigentlich brauche ich keine Auszeit, weil mir meine Arbeit extrem Spass macht.

Wie viele Anfragen von Produkteherstellern lehnen Sie ab?
SH:
Ich schätze grob etwa die Hälfte oder sogar etwas mehr. Ich muss einen Bezug zu einer Firma haben oder sie verstehen können. Wenn ich nicht hinter der Philosophie stehen kann oder mir die Materialien nicht gefallen, lehne ich ab.

Aktuell präsentieren Sie die zweite Kollektion für Nude. Was hat Sie von Nude überzeugt?
SH: Bei Nude fand ich das Material Glas spannend, aber auch, dass ich Produkte entwerfen kann, die einen attraktiven Preis haben. Das ist heute auch sehr wichtig. Nude ist eine der grössten Glasmanufakturen, das macht es zusätzlich interessant und ich kenne die Inhaberin sehr gut, wir haben eine gute gemeinsame Basis, um Produkte zu entwickeln. Vor einem Jahr ist die Kollektion «Beret» entstanden, die an der Maison et Objet in Paris vorgestellt wurde. In diesem Jahr folgte die Kollektion «Ecrin», die in Mailand im Palazzo Litta pränsentiert wurde.

In diesem Jahr taucht das Material Glas aber auch bei anderen Produkten auf, was mögen Sie daran? 
SH:
 Ich mache viel mit Glas, das stimmt, das fing aber bereits mit dem «Bell Table» für ClassiCon an, den wir vor fast zehn Jahren das erste Mal in Mailand vorgestellt haben. Ich mag das Material Glas unheimlich gerne, weil man vielseitig damit arbeiten kann. Man kann es giessen, blasen oder auch schleifen, es kann filigran oder schwer sein, das finde sehr spannend.