Kreative Werkstätte

Atelier: Designporträt Mark Braun

Unscheinbar in einem Hinterhof in Alt-Treptow in Berlin liegt das Studio Mark Braun. Ein Ort, an dem viele Ideen, Träume und Wünsche ihren Ursprung haben. Schon früh wusste Braun, dass für ihn nur ein Beruf in Frage kommt: Produktdesigner. Bei einem Architekten als Grossvater und einer Künstlerin als Grossmutter auch kein Wunder. Von klein auf war er umgeben von Designklassikern. Ein Haus in Bayern, ein Haus in Schweden – und in jedem einzelnen Raum war die Liebe der Grosseltern zu hochwertigen Möbelstücken zu spüren. Mit genau dieser Liebe zur «Mikro­architektur» wollte sich auch Mark Braun sein Leben lang beschäftigen. Vor knapp 20 Jahren absolvierte er erst die Lehre zum Tischler, erwarb anschliessend das Di­plom in der Fachrichtung Keramik- sowie Glasdesign und eröffnete direkt im Anschluss 2006 sein eigenes Designstudio in Berlin. 2008 entwarf er die Leuchte «Lingor» für Authentics und schaffte damit den Durchbruch als Autoren-Designer. Sein grösster Erfolg war allerdings die preisgekrönte Armbanduhr «Metro» für Nomos Glashütte, die er 2014 designte. Vom German Design Award, dem Good Design Award bis zum iF Product Design Award – für diese Armbanduhr bekam Braun fast alle Designpreise, die man in der Branche gewinnen kann.

Seit über zehn Jahren entwirft Mark Braun in seinem Studio hochwertige Lifestyleprodukte, Wohnaccessoires und Möbelstücke.

Sie haben direkt nach dem Studium ein eigenes Designstudio gegründet. Wie schwierig war es, in der Szene Fuss zu fassen?
Mark Braun: In der Anfangszeit habe ich viele eigene Produkte produzieren lassen und mich dann um den Vertrieb gekümmert. Um aber mehr auf Lizenzbasis arbeiten zu können, gründete ich im Jahr 2006 mein eigenes Designstudio in Berlin. Der erste richtige Designauftrag mit internationaler Resonanz kam dann 2008, als ich die Leuchte «Lingor» für Authentics entworfen habe – dies war ­sozusagen mein Durchbruch als Autoren-­Designer. Es hat aber noch einmal ungefähr fünf Jahre gedauert, bis meine Firma so wachsen konnte, dass ich Mitarbeiter eingestellt habe.

Sie haben Uhren, Accessoires, aber auch Möbel designt. Wie kommt es, dass Sie so breit arbeiten?
MB: Ich glaube, dass Gestalter immer von einer totalen Neugier getrieben sind. Ein Produktkonzept zu entwickeln, ist immer ein ähnlicher Prozess – unabhängig vom Thema.Was immer wieder neu ist, sind die Verfahren, wie ein Produkt produziert wird. Für mich ist es wichtig, die Verfahren zu kennen. Da gibt es für mich auch keine grosse Distanz mehr. Die Uhr ist zwar vom Modell her kleiner, aber es geht ebenfalls um die Produktidentität, die Funktion und um die Materialität, wie etwa bei einem Möbel auch.

Was ist für Sie die grösste Herausforderung an der Arbeit mit verschiedenen Produkten?
MB: Dass man es als Gestalter immer wieder schafft, Identität in ein Produkt zu bringen. Pflicht ist, dass das Ergebnis perfekte Funktionalität und hohe Alltagstauglichkeit hat, aber es braucht auch dieses Plus-X, das Hintergrundrauschen, wie ich es gerne nenne.

Ein Produkt braucht eine Plus-X-Ebene, oder, wie ich es gerne nenne, ein Hintergrundrauschen.

Können Sie das genauer erklären?
MB: Damit meine ich ein Detail, das ohne Worte im Produkt mitschwingt. Das kann zum Beispiel eine funktionale Raffinesse sein, beim Regal «Edgar» ist es etwa die farbige «+1 Fläche», die einerseits das Modul aussteift und als Buchstütze dient und darüber hinaus Gegenstände hervorheben kann oder als Versteck dient. Diese Plus-X-Ebene ist eigentlich immer ganz wichtig, ansonsten ist es nur ein modisches, kurzweiliges Produkt.

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem französischen Möbellabel Hartô?
MB: Ich habe den Creative Director von Hartô, Mathieu Galard, auf der Maison & Objet in Paris kennengelernt. Mit ihm habe ich mich immer wieder über neue Themen und Inspirationen ausgetauscht. Auf einer Messe zeigte ich ihm dann mein «4+1 Regal», und ein Jahr später stellte er mich Hartô vor – dann ging alles ganz schnell. Hartô ist unglaublich dynamisch und handlungsfähig. Bei der Herstellung in Portugal stimmt auch die Qualität, und die Zusammenarbeit mit dem gesamten Team funktioniert hervorragend. Der Entwurf ist sozusagen das Herz des Produktes, dann geht es in die Produktion und anschlies-send braucht es vor allem einen guten Verleger – das ist bei Hartô einfach gegeben.

Gibt es ein Produkt, das Sie gerne noch entwerfen möchten?
MB: Im Moment befasse ich mich stark mit Sofas und Stühlen. Ich mag das Thema, weil es einerseits identitätsstiftend ist und zudem dem Sich-Wohlfühlen und der Bequemlichkeit dient. Diese Fragestellungen kann man beim Sitzmöbel gut bedienen, weil sie sehr nah am Menschen sind.

www.markbraun.org

Multifunktional: Für Hartô entwarf Mark Braun das Regalmodul «Edgar».

Die Leuchte für Northern Lighting gibt es in diversen Farben.

Hochstapler: «UNIT ONE + TWO» hat Mark Braun Studio für L&Z entworfen.

Winnertyp: Die Rasierserie «HEXAGON» wurde 2017 mit dem Reddot-Award ausgezeichnet.

Ausgezeichnet: Der höhenverstellbare Tisch «m01» für Thonet wurde 2016 mit dem German Design Award ausgezeichnet.

Verwandte Artikel