Schatzsuche

Auf Rettungsaktion in der Baubranche

Wer bei einer Baustelle nur Schutt und Staub sieht, hat noch nie das geschulte Auge eines Bauteiljägers oder einer Bauteiljägerin erlebt. Für Jürg Köppel und sein Team sind Baustellen wahre Schatzkammern voller wiederverwendbarer Bauteile – von historischen Gusseisenkonstruktionen bis hin zu funktionalen Küchengeräten.

Ich selbst bin bei einem Neubauprojekt auf die Bauteilverwertung aufmerksam geworden und in die Welt der Bauteiljäger:innen eingetaucht.

Seit über 20 Jahren widmet sich Köppel der Kunst der Bauteilverwertung und bringt damit nicht nur die Umwelt zum Lächeln, sondern bietet Bauherr:innen und Architekt:innen eine kostengünstige und nachhaltige Alternative zur Massenproduktion.

 

Die Bauteiljagd: Wie läuft das ab?

Eine typische Bauteiljagd beginnt für Köppel meist mit einem Anruf von Architekt:innen oder Abbruchunternehmen. Oft geht es dabei um Gebäude, die vollständig abgerissen werden sollen.

Die eigentliche Kunst besteht darin, im Eiltempo durch die Immobilie zu gehen, interessante Bauteile zu identifizieren und dann behutsam zu demontieren. Dabei weiss Köppel längst, welche Bauteile gut ankommen und welche nur wertvollen Lagerplatz beanspruchen.

zwei Männer mit Baulteilen

Die beiden Jürgs im Einsatz: Als leidenschaftliche Bauteiljäger durchforsten Jürg Klein (l.) und Jürg Köppel (r.) leer stehende Häuser, um Türen, Heizkörper, Briefkästen und sogar ganze Küchen zu retten. 

 Besonders interessante Funde? «Das ungewöhnlichste Stück war sicher eine komplette Gusseisen-Wintergartenanlage, die wir retten konnten», erzählt Köppel. Doch auch bei alltäglichen Funden, wie Briefkastenanlagen oder Küchengeräten, finden sich wertvolle Ressourcen, die andernfalls unnötig verschwendet würden.

Schätze im Verborgenen – und die Herausforderungen der Bauteilrettung

Selbstverständlich ist nicht jede Baustelle eine glatte Bergungsaktion. «Eine Herausforderung ist oft das Zeitfenster, das uns für die Rettung bleibt», erklärt Jürg Köppel. Bei der Demontage tragender Bauteile – etwa Gusseisensäulen – trifft er auch mal auf skeptische Bauleiter:innen, die ihre Statik gefährdet sehen.

Doch das Team hat jahrelange Erfahrung und versichert: «Wir haben noch nie einen Teil eines Gebäudes zum Einsturz gebracht.» Was nicht sofort ins Lager passt, wird direkt von der Kundschaft abgeholt, etwa Gartenplatten oder Haushaltsgeräte – denn der Platz im Lager ist begrenzt.

Die Bauteiljagd ist Präzisionsarbeit: Bevor das Fachwerk eines Hauses abgebaut werden kann, müssen Wände und Böden sorgfältig entfernt und jede Balkenlage genau dokumentiert werden.

Nur so entsteht am Ende kein Holzstapel, sondern eine klare Anleitung für den Wiederaufbau.

Das Resultat jahrelanger Erfahrung und genauer Planung.

 Warum Altware? Die Vorteile liegen auf der Hand

In einer Zeit, in der Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit immer mehr an Bedeutung gewinnen, bieten gerettete Bauteile eine unschlagbare Alternative. «Unsere Kundschaft spart nicht nur Geld», berichtet Köppel, «sie entscheidet sich auch bewusst für eine ökologisch sinnvolle Lösung.»

Insbesondere bei historischen Stücken, die heute nicht mehr produziert werden oder astronomische Preise haben, stellt sich die Frage nach Neukauf erst gar nicht.

Ein Paradebeispiel für das Potenzial dieser Kreislaufwirtschaft ist ein Mehrfamilienhaus, das ein Kunde ausschliesslich mit gebrauchten Materialien gebaut hat – selbst die Backsteine und Dachziegel waren Second-Hand. «Er hat zwar doppelt so lange für den Bau gebraucht, aber seine Kosten betrugen nur 10% der üblichen Baukosten», so Köppel.

Die Zukunft der Bauteilverwertung: Hoffnung auf einen neuen Standard

Während Bauteiljäger:innen seit Jahrzehnten im Einsatz sind, erfährt das Konzept nun zunehmend Beachtung. «Das Interesse ist in den letzten Jahren definitiv gestiegen», bemerkt Köppel. Mit wachsender Unterstützung könnte die Bauteiljagd bald zum neuen Standard werden.

Ein gesetzlicher Zwang, Gebäude vor dem Abriss auf wiederverwendbare Bauteile zu prüfen, könnte dem Konzept zum endgültigen Durchbruch verhelfen und die Baubranche nachhaltig verändern.

Mann auf einem Kran

Jürg Köppel klärt auf: Auch scheinbar leere Häuser bergen Schätze – von Türen über Heizkörper bis hin zu ganzen Küchen findet er und sein Team immer wieder Wertvolles, das gerettet werden kann.

 

Leidenschaft trifft Umweltbewusstsein

Neben der Umweltüberzeugung ist für Köppel auch das Monetäre wichtig: «Es macht Freude, sich für etwas Sinnvolles einzusetzen, aber natürlich muss es sich auch lohnen.»

So ist das Unternehmen, das vor Jahren als Pionier in die Bauteilverwertung gestartet ist, längst eine unverzichtbare Kraft im Kampf gegen Verschwendung in der Bauwirtschaft.

Die Bauteiljagd – mehr als ein Job für Köppel und sein Team. Es ist eine Mission, die nicht nur Bauherr:innen hilft, sondern auch zeigt, dass in einer alten Tür oder einem Heizkörper manchmal mehr steckt, als man glaubt.

 

www.bauteilverwertung.ch

Ricardo: www.ricardo.ch/de/shop/zappenduster & www.ricardo.ch/de/shop/bauteilverwerter

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