Das Grundstück mit der atemberaubenden Aussicht mitten im Dorf Anzère im Wallis blieb über lange Zeit unbebaut, zu kompliziert waren Topografie, Erschliessung und Fläche. 2018 realisierten hier Cheseauxrey Architekten aus Sion ihre Version des modernen Chalets, indem sie die vermeintlichen Nachteile des Grundstücks als Grundlage für ihr innovatives Projekt verwendeten. Die äussere Form des Hauses orientiert sich an den Grundstückgrenzen und nimmt Bezug auf die prägnanten Elemente des umliegenden Ortes. Somit sind die Einbindung in die Topografie und die Aussicht auf das Alpenpanorama die wesentlichen Voraussetzungen für den Entwurf.
Das durch die Grenzen definierte Volumen wirkt trotz seiner Vielschichtigkeit als einheitliche Form, der heterogenen Bodenstruktur angepasst, geprägt durch die verschiedenen Fassaden und die sorgfältige Wahl der Materialien. Über fünf Ebenen öffnen sich unterschiedliche Rahmen mit Blick auf die umgebende Bergwelt. Die einzelnen Fassaden unterscheiden sich je nach Lage und Aussicht. Die beinahe verborgene Nordfassade steht in klarem Gegensatz zur offenen Südfassade, die beiden teilweise ins Erdreich gebauten Ost- und Westfassaden sind völlig von Grün umgeben. Jeder Durchbruch, jedes Fenster fängt die verschiedenen äusseren Welten ein und verändert so die Atmosphäre in den Innenräumen. Zudem wird der Blick wie bei einer Postkarte auf das Wesentliche reduziert, die umgebende heterogene Architektur der traditionellen Chalets wird ausgeblendet, und man sieht gezielt nur Berge und Wald.
Die der äusseren Form entsprechenden Räume wirken hell und offen. Die sorgfältig ausgesuchten Möbel sind flexibel einsetzbar.
Um das Volumen zu vereinfachen und die Auswirkungen der fünf Geschosse auf die Fassaden zu reduzieren, ohne die Abstraktion des Gesamtvolumens zu zerstören, werden die vertikalen Elemente durch Einzüge, Balkone und eine massive Dachlinie unterbrochen. Die beiden Eingänge werden als eigenständige Kuben behandelt. Auch die schwarze Farbe des geflammten Holzes betont die homogene Abstraktion des Volumens und unterscheidet sich wohltuend von der vielseitigen, farbenfrohen Gestaltung der umliegenden Gebäude.
Das auf fünf Ebenen organisierte Gebäude verfügt über zwei verschieden grosse Wohnungen. Die Geschosse sind auf Halb-ebenen organisiert, was die Dynamik der Innenräume und ihre Beziehung untereinander spannend macht. Diese Halbgeschosse ermöglichen es auch, die Räume ohne starre Unterteilungen spezifisch abzugrenzen. So werden fliessende Übergänge geschaffen, welche flexible Raumfolgen ergeben. Die gewählten Materialien betonen die Einfachheit der Räume und die klare Formensprache der Architektur. Roh belassener Beton und ein raffinierter Innenausbau aus schwarzem HPL von Argolite erzeugen eine puristische, moderne Atmosphäre. Absichtlich wurden bereits verwendete Schalungsplatten eingesetzt, um den Beton besonders brut erscheinen zu lassen, aber auch um die Unregelmässigkeiten der Oberflächen als Gestaltungselement einzusetzen.
Jeder Durchbruch, jedes Fenster fängt die verschiedenen äusseren Welten ein und verändert so die Atmosphäre in den Innenräumen.
Die dunklen Einbauten, Wandverkleidungen und Küchenfronten heben sich klar von den puristischen Wänden ab. Die schwarzen Schichtplatten, kombiniert mit den matten, fingerabdrucklosen «Tectr»-Oberflächen von Argolite, bilden zusammen mit Wänden und Holzdecken eine gestalterische Einheit. Die Fensterumrahmungen sind aus naturbelassenem Kiefernholz und richten den Blick gezielt auf das Wesentliche: die grandiose Aussicht auf die Walliser Landschaft und das Alpenpanorama.