Landschaft & Kultur
Der Puls fährt Achterbahn und der Kopf gleich mit. Das Denken funktioniert nur noch in Zeitlupe, der Atem hingegen galoppiert. Dabei hatte unser Guide uns vorgewarnt: «Der Körper benötigt etwa zwei bis drei Tage, bis er sich akklimatisiert hat, der Sauerstoffgehalt ist hier oben wesentlich geringer als in Lima.» Und nun sitzen wir im Hochland Perus, in 3430 Metern Höhe, und schnappen nach Luft. Auch bildlich gesprochen. Denn der Anblick von Cusco verschlägt uns tatsächlich die Sprache. Zwischen 1200 und 1500 n. Chr. galt die Andenmetropole als «Nabel der Welt», war Zentrum jenes sagenumwobenen Inka-Reiches, das bei Wissenschaftlern auf der ganzen Welt noch immer Fragen hervorruft. Das Atlantis Südamerikas, mit Cusco als seiner Wall Street.
Prächtige Herrenhäuser säumen die kopfsteingepflasterten Gassen, unter Bogengängen bieten Händler Alpaka-Decken und Ponchos feil. Auf dem Plaza de Armas prunkt die Kathedrale, erbaut auf tonnenschweren Steinblöcken des ehemaligen Sonnentempels Wiraqucha. Die Inkas legten ihre Hauptstadt in Form eines liegenden Pumas an, der Kopf des Tieres befindet sich etwas ausserhalb des Zentrums. In Sacsayhuamán stehen seine Überbleibsel als Ruinen in der Landschaft, die 300 Meter lange Verteidigungsmauer stellte die Zähne des Raubtiers dar. Der Grossteil der Festung existiert nicht mehr, an den Strassenlaternen aber erinnern Reliefs noch an den Puma, der für die Inkas die Welt der Menschen und Stärke symbolisierte. Sein Gebrüll ist verhallt, eine Ahnung bekommt man in Cusco jedoch immer noch davon, wie Südamerika aussehen würde, hätten Francisco Pizarro und seine spanischen Conquistadores das Inka-Reich im 16. Jahrhundert nicht zerschlagen. Zerfressen von Missgunst und Habsucht, als hätte ihr kleiner Geist solche Herrlichkeit nicht ertragen. Mordend und plündernd zogen die Europäer durchs Land und hinterliessen verbrannte Erde, wo immer sie hinkamen.
Land des Kaffees
Peru liegt im Westen Südamerikas, geerntet werden hier vor allem die Arabica-Unterarten Bourbon, Caturra und Typica. Der Kaffee wird hauptsächlich auf kleinen Plantagen im Wald angebaut, wobei die hochwertigsten Bohnen in Norte, Puno, Cusco und Chanchamayo gedeihen. Die peruanischen Bohnen sind mittlerweile sehr gefragt, denn sie sind aromatisch und schmecken teils samtig-schokoladig, teils kräftig-würzig. Zudem weisen sie eher schwere, krautig-erdige Noten auf.
Vielleicht waren sie blind vor Gier, möglicherweise hatten aber auch die Götter ihre Hände im Spiel, dass sie auf ihren Raubzügen das Kronjuwel der Inkas übersahen: Machu Picchu, die wichtigste archäologische Stätte des Kontinents. Der Turm von Babel der Anden. In 2400 Metern Höhe thront die «Stadt in den Wolken» auf einem Bergkamm, umgeben von Urwald und Schluchten. Der amerikanische Forscher Hiram Bingham muss sich ungläubig die Augen gerieben haben, als er 1911 die heilige Stätte mit ihren Tempeln und Opferanlagen erblickte. Weil das Schönste bekanntlich zum Schluss kommt, bewahren wir uns den Besuch des Unesco-Welterbes als krönenden Abschluss unserer Reise auf. Wollen zunächst das heilige Tal erkunden, quasi die Vorratskammer der Inkas. Ausgerichtet nach der Sonne und dem Mond, stapeln sich an den Bergflanken der fruchtbaren Ebene Terrassen aus Stein gen Himmel. Sie dienten den Inkas als Anbaufläche für Kartoffeln (rund 3500 Sorten wurden einst kultiviert), Mais und Quinoa, lange bevor es als Superfood in aller Munde war. Auch beim peruanischen Starkoch Virgilio Martinez steht das nährstoffreiche Getreide auf der Speisekarte. Vergangenes Jahr eröffnete er am Rande der Ruinen von Moray sein neues Restaurant Mil. Und dort bestimmt «Mama Pacha», Mutter Natur, was auf die Teller kommt. Genau wie bei seinem Restaurant Central in Lima, das in der Liste der «The World`s 50 best Restaurants» Rang 4 innehat.
Bereits fünf Mal in Folge wurde Peru zur besten Food-Destination der Welt gewählt. Allein in Lima ist die Dichte an Sternerestaurants fast so hoch wie die des Verkehrs. Geschuldet ist die Spitzengastronomie auch der Topografie des Landes, die mit allen Klimazonen der Erde aufwartet: In den Anden gedeihen Kartoffeln und Gemüse, im Pazifik tummeln sich Fische und wachsen Meeresfrüchte, im Amazonas-Becken werden Früchte geerntet, in den niedrigeren Bergregionen Kaffee und Kakao. Die Restaurants im Trendviertel Barranco sind bei Einheimischen und Touristen besonders beliebt – lassen die bunt gestrichenen Fassaden der Häuser die Bausünden an der Küstenstrasse doch schnell vergessen. In den Cafés wird Maté-Tee geschlürft und in den Concept Stores die Entwürfe einheimischer Designer bewundert. Martinez führt sein Restaurant im angrenzenden Stadtteil Miraflores. Hier tischt er allabendlich sein «Menu de alturas», Menü der Höhen, auf. Bei jedem Gang ist die Höhe vermerkt, aus der das jeweilige Produkt kommt. Etwa das Salz «Sal de Maras» aus der Nähe des Machu Picchu.
Architektur- & Designmetropole Lima
Die Hauptstadt Perus zeichnet ein faszinierendes Kontrastprogramm zu den weiten Landschaften und der historischen Andenstadt Cusco. Wenn man durch seine Strassen schlendert, vermischt sich neokoloniale und republikanische Architektur mit grossen Architekturprojekten. Nebst Touristenhotspots und üblichen Kaufhausketten findet man immer mehr junge, innovative Designer. Vor allem in den letzten Jahren zeigt die junge Generation eine interessante Wende und befreit traditionelle Handwerkskunst von einer angesessenen Staubschicht, wie etwa im Concept Store Puna zu sehen. Aus lokalen Materialien entstehen Wohnaccessoires wie Teppiche und Kissenbezüge aus Vintage-Ponchos oder Haushalts- und Modekollektionen aus Alpaka-Garn mit modernem Twist. Architektonisch wartet die Stadt mit neuen Bauten auf, die selbst einen Besuch wert sind. Zu nennen wäre etwa das archäologische Museum Paracas von Barclay&Crousse Architekten, das sich harmonisch in die Landschaft der peruanischen Küstenwüste integriert, die einst die Wiege dieser Kultur war. Und schlägt so eine Brücke von der Vergangenheit zur Gegenwart.
Womit wir wieder bei unserem Sehnsuchtsziel wären. Auf unserem Weg machen wir Halt im Bergdorf Choquecancha, das für seine Webkunst berühmt ist. Die scharfsinnige Mama Ocllo, Tochter des Sonnengotts Inti, soll auf die Erde beordert worden sein, um die Frauen des Landes in den Häuserbau und die Webkunst einzuweihen. Noch immer wird die Tradition von Generation zu Generation weitergegeben. In einem Hinterhof ziehen die Frauen des Dorfes Schiffchen von einer Webkante zur anderen, wachsen Tag um Tag Stoffe und Teppiche, die schliesslich auf dem Markt von Pisac verkauft werden. Drei Mal in der Woche verwandelt sich der Ort in ein Feuerwerk an Farben, das in starkem Kontrast zu den Bergen in der Umgebung steht.
Tipps
Innovative Küche und zeitgenössische Kunst: Adressen und Orte, die bei einer Peru-Reise unbedingt auf dem Programm stehen sollten.
Wettbewerb
Auch wenn die nächste Peru-Reise noch in unbekannter Zukunft liegt, müssen Sie nicht auf den authentischen Peru-Genuss verzichten: Gemeinsam mit NESCAFÉ Dolce Gusto verlosen wir einen «Friends Table» für vier Personen (Wert 300.- Franken) im Restaurant Barranco in Zürich. Das 2018 eröffnete Restaurant hat sich vollumfänglich der peruanischen Küche verschrieben und bringt traditionelle Speisen mit einem modernen Twist nach Zürich. Tauchen Sie mit Freunden einen Abend in die kulinarische Genusswelt von Peru ein! Hier können Sie am Wettbewerb teilnehmen.