Anfang März habe ich meine Koffer gepackt und mich auf mein – bislang – grösstes Abenteuer begeben: Ich bin nach New York gezogen. Was mich hier erwartet? Mit Sicherheit jede Menge Inspiration, spannende Begegnungen und neue Entdeckungen aus der Welt des Designs. Mehr dazu lasse ich Sie jeweils in dieser Kolumne wissen ...
Seit ich hier in New York angekommen bin, habe ich gefühlt jede freie Minute in irgendeiner der unzähligen Kunstgalerien oder Museen verbracht, welche die Stadt zu bieten hat. Von Noguchi über Eliasson bis hin zu Warhol und Koons – die Eindrücke waren so überwältigend, dass ich nachts bereits anfing, von den Kunstwerken zu träumen.
Wovon würde wohl eine künstliche Intelligenz träumen, nachdem sie etwa die gesamte Sammlung des Museum of Modern Art gesehen hat? Mit dieser Frage hat sich jüngst der türkisch-amerikanische Medienkünstler Refik Anadol auseinandergesetzt. Anadol – bekannt dafür, mithilfe von künstlicher Intelligenz Datenstapel in spektakuläre Bewegtbilder zu verwandeln – entwickelte für sein neuestes Werk «Unsupervised» eine Software, die fortlaufend mit Bildern und Metadaten aus den Beständen des MoMA gefüttert wird und daraus neue, sich stetig verändernde Kunstwerke schafft.
Brodelnde, der Schwerkraft trotzende Wolken aus bunter Flüssigkeit, deren Farbpalette auf den Werken der MoMA-Sammlung basiert, scheinen aus einer beeindruckenden Medienwand von 7.5 auf 7.5 Metern ins Entree des MoMa zu strömen. Aus zwei Lautsprechern ertönt ein kosmischer, rauschender Sound. Ständig wirbeln neue Farben ins Bild und füllen es aus, das Ganze schwappt unruhig hin und her, wie eine psychedelische, drogenberauschte Meereswelle. Während ich vor dieser immersiven Installation sitze und zuschaue, wie das System durch die Unmenge an Werken «spaziert», beginne ich zu tagträumen. Ist dies die Zukunft zeitgenössischer Kunst?