Als die Fotografin Mirjam Kluka und ich in die Wohnung von Leandra Nef eintreten, weichen wir kurz zurück, weil wir unmittelbar vor einem wuchtigen weissen Schrank stehen. Daneben reihen sich zwei Rimowa-Koffer an Sneaker und Loafer. So überrascht wir noch am Eingang waren, so begeistert sind wir von der schmucken Altbauwohnung, die sich uns eröffnet, nachdem wir uns am Möbel vorbeigezwängt haben. «Ich wollte keines der Zimmer mit dem Schrank vollstellen», entschuldigt sich Leandra lachend.
Verständlich bei diesem neu renovierten Bijou mitten in Zürich Wiedikon. Ein Glücksfund im hippen Quartier, in dem kaum noch Wohnungen zu finden sind. Leandras Zuhause wirkt grosszügig, auch, weil die Zimmer lichtdurchflutet sind. Sie wohnt im vierten Geschoss des Hauses und führt uns durch das Wohnzimmer auf den Balkon südwestwärts. «Ich liebe es, hier mitten in den Baumkronen zu wohnen», sagt Leandra. Das Rauschen der Bäume gebe ihr Ruhe, wenn sie nach Reisen draussen an der Sonne sitzt. Die 31-Jährige mag das Quartier und sagt: «Alle meine Freund:innen wohnen hier – manche sogar im selben Haus.»
Wohlfühloase nach Reisen
Für Leandra ist ihre Wohnung ein Rückzugsort. Sie ist oft unterwegs, reist an Fashion Events in Paris, New York oder London, führt Interviews in Italien oder Deutschland und besucht zahlreiche Veranstaltungen in der Schweiz, manchmal mehrere pro Tag. Sie ist neugierig und mag den Kontakt mit Menschen: «In meinem Arbeitsalltag begegne ich vielen Kreativen, die ästhetische Dinge und spannendes Design erschaffen.» Sie liebt Mode, aber genauso Interior: «Möbel sind meine heimliche Leidenschaft», verrät Leandra. Und sie sagt: «Als Ausgleich brauche ich einen Ort, an dem ich ankommen, mich wohlfühlen und abschalten kann.» Wobei die eigentliche Arbeit oft erst auf sie wartet, wenn sie nach ihren Terminen nach Hause kommt.
Während des Gesprächs fallen uns zwei Gläser auf, die auf dem Beistelltisch vor dem Sofa stehen. Der Tisch von Ikon København bietet mit seinen quadratischen Fliesen einen ausgeklügelten Kontrast zum opulenten Sofa. Die Gläser, bonbonfarbene, elegant geschwungene Kelche mit aufgesetzter Glaskirsche der dänischen Designerin Helle Mardahl, machen Lust auf einen Drink. «Fast zu schön, um daraus zu trinken», sagt Leandra.
Skandinavisches Design als Inspiration
Skandinavische Designer:innen finden sich in ihrer Wohnung einige: So stammt das «Wire» Regal neben dem Sofa von Montana aus Kopenhagen, die verbogene Vase auf dem Boden ist von Nomnom Studio. «Ich lasse mich gerne von Labels aus Dänemark inspirieren», sagt Leandra. Sie schaue sich regel mässig in den dänischen Online-Concept Stores Kiosk48th und Tableau nach neuen Möbeln und Wohnaccessoires um. Die Lichtkunst von Josefin Eklund neben ihrem Bett hat sie dort gefunden. «Die Onlineshops kuratieren Werke von Künstler:innen und Designer:innen ähnlich wie auch wir bei «annabelle» Entdeckungen für unsere Leser:innen zusammenstellen.»