Eine Revolution! Miele hat ein neues Küchengerät vorgestellt, das bislang völlig ungeahnte Koch- und Genusserlebnisse eröffnen soll. Nun sind solche Ankündigungen in Pressemitteilungen recht häufig zu lesen und rufen gewohnheitsmässig eine gewisse Skepsis hervor. Aber neugierig bin ich schon, wenn es dort heisst, dass Teig besser aufgehe, Gemüse und Fisch ihre feine Struktur behielten und Fleisch saftiger und gleichmässiger gelinge und obendrein viel schneller gar werde, als mit herkömmlichen Methoden. Ein Kartoffelgratin in 35 Minuten, Pulled Pork in weniger als zweieinhalb Stunden; das beeindruckt auch mich als wenig ambitionierte Köchin.
Dialoggarer heisst das Wundergerät. Der Name gefällt mir; Dialog ist gut. Den führt das Gerät allerdings nicht mit mir, wie sich herausstellt, als ich es in einer Miele-Kursküche einem persönlichen Augenschein unterziehe. Der Dialoggarer kommuniziert mit den Lebensmitteln. Zwei Antennen geben elektromagnetische Wellen in den Garraum ab und erhalten laufend Rückmeldung, wie viel Energie die Speisen bereits aufgenommen haben, um die Frequenz dem Garprozess anzupassen. «M Chef» nennt Miele diese Technologie, die tatsächlich neue kulinarische Möglichkeiten eröffnet, denn die Speisen werden «im Volumen» gegart, also überall gleichmässig, und nicht von aussen nach innen, wie es auf dem Herd oder im Backofen der Fall ist. Da nicht mit Hitze gearbeitet wird, kann man Fleisch garen, ohne es zu bräunen, oder Brot ohne Kruste backen. Der Dialoggarer verfügt jedoch auch über alle Betriebsarten eines Backofens. Sie können mit «M Chef» kombiniert werden, sodass man unabhängig vom Backprozess bestimmen kann, wie knusprig das Brot werden soll. Auch ist es möglich, verschiedene Speisen miteinander zuzubereiten. Fleisch, Gemüse und Kartoffelspalten beispielsweise können auf einem Blech in den Dialoggarer geschoben werden. Nichts muss später nachgelegt werden, alles wird gleichzeitig fertig, und das perfekt.
Bei meinem Besuch bei Miele gibt es unter anderem Lachs. Nur die eine Hälfte ist gar, die andere ist immer noch roh, da sie mit Alufolie umwickelt war, welche die elektromagnetischen Wellen abschirmt. Wer sich also mit Alufolie vor Mobilfunkstrahlung schützen möchte: das könnte funktionieren. Der Dialoggarer nutzt nämlich den gleichen Frequenzbereich wie die europäischen Mobilfunknetze. Seine Tür verfügt daher über einen speziellen, mehrere Zentimeter dicken Aufbau – Alufolie scheint dann doch nicht zu reichen –, um den Mobilfunk nicht zu stören. Mit dem Mobiltelefon kommunizieren kann das Küchengerät aber. So kann man die Einstellungen für Rezepte aus der «Miele@mobile»-App direkt auf den Dialoggarer übertragen und muss sie nicht über das Touch-Display einstellen. Ich würde wahrscheinlich auch oft die im Gerät gespeicherten Automatikprogramme verwenden oder den «Gourmet Assistent», der Einstellungen empfiehlt. Mit etwas Erfahrung kann man zum «Gourmet Profi» wechseln und alle Parameter selbst festlegen, bis hin zu den «Gourmet Units», die für die Menge an Energie stehen, die dem Gargut zugeführt werden soll.
Nach der Vorführung bin ich wirklich beeindruckt. Vielleicht würde ich mit dem Dialoggarer doch noch zur Kochkunst finden ... Die Platzverhältnisse in meiner Küche und das nötige Budget beenden diesen Gedanken bald. Aber dass Miele eine echte Innovation gelungen ist, die viele Hobbyköche begeistern wird, davon bin ich überzeugt.