Harry Bertoia ist einer der Künstler, dessen Möbelstücke jeder sofort erkennt. Der Italo-Amerikaner, der zwar 1915 in Italien geboren wurde, aber bereits mit 15 Jahren in die USA auswanderte, war ein Multifunktions-Künstler, wie es nur wenige gab. So war Bertoia nicht nur Möbeldesigner, sondern kreierte auch Tonkunst und experimentierte mit allerlei Materialien und Objekten.
An der amerikanischen Ostküste stiess Bertoia in den 1950er-Jahren zum Möbelproduzenten Knoll. Gründer Hans Knoll durchlebte eine ähnliche Geschichte wie Bertoia. Auch er wanderte in die USA aus - aber aus Deutschland. 1938 gründete er in New York die «Hans G. Knoll Furniture Company».
Diese entwickelte sich zu einer der bedeutendsten Designmöbel-Brands und verstand sich gut darin, mit namhaften oder zumindest verheissungsvollen Designerinnen und Designern zusammenzuarbeiten, die Knoll zu zahlreichen weltbekannten Designstücken verhalf.
Mit viel Freiheit zur zündenden Idee
In Kalifornien probierte sich Bertoia in den Produktionsstätten von Knoll aus. Dabei war er völlig frei in der Gestaltung. Diese Freiheit war es wohl, die ihn auf die unverkennbaren Drahtmöbel kommen liess. Seine Kollektion wurde 1952 der Öffentlichkeit vorgestellt. Seither gelten sie mit ihrer absolut einzigartigen Form zu den ikonischen Möbelstücken des 20. Jahrhunderts.
Die Drahtmöbel waren die Initialzündung für das vielseitige Schaffen von Bertoia. In den nächsten Jahrzehnten experimentierte Bertoia nicht nur mit Draht, sondern auch Licht, Klang, Gemälden und Architektur. Unermüdlich verband er all diese Elemente miteinander und erschuf eine der bekanntesten Stühle der Welt – den Drahtstuhl in all seinen Ausprägungen. Bertoia gelang es, wie fast keinem anderen, industrielle Materialien zu einem Kunstwerk empor zu stilisieren.
Sein unermüdliches Schaffen und seine scheinbar grenzenlose Kreativität erklären sich durch die Aussage von Bertoia: «Der Drang nach gutem Design ist derselbe wie der Drang, weiterzuleben. Man geht davon aus, dass es irgendwo im Verborgenen einen besseren Weg gibt, Dinge zu tun.»
«total design» als Überthema
Knoll hat sich von Harry Bertoia inspirieren lassen und eine Kollektion rund um sein Werk und sein Schaffen entworfen. Dabei möchte der amerikanische Möbelhersteller zeitloses Design mit Komfort verbinden.
Die Drahtstühle von Bertoia lassen sich dabei etwa mit einem «Tulpen-Tisch» von Eero Saarinen kombinieren. Florence Knoll, die das Unternehmen von ihrem Mann übernahm, der 1955 starb, bezeichnete diese Haltung als «total design». Gemeint sind Produkte, die zwar in verschiedenen Zeiten kreiert wurden, aber bei der Funktionalität und Ästhetik den gleichen Anspruch aufweisen und derselben Design-Philosophie angehören.
Bertoia selbst sagte zu seinen legendären Drahtstühlen: «Wenn Sie diese Stühle betrachten, bestehen sie hauptsächlich aus Luft, ganz wie eine Skulptur: der Raum durchdringt sie.»
Mehr zu Bertoia-Kollektion von Knoll gibt es unter diesem Link.