Inspiriert von historischen Aufnahmen erweitert Vitra ihr Eames-Portfolio um vielseitige Outdoorvarianten der Designklassiker.
In Haushalten überall auf der Welt findet man sie. Sogar bei uns im Verlag im Sitzungszimmer stehen sie – die Stuhlentwürfe von Ray und Charles Eames. Mit den «Shell Chairs» – den ersten seriell hergestellten Kunststoffstühlen der Möbelgeschichte – gelang dem Designerpaar 1950 ein echter Wurf. Viele Jahre beschäftigte sie die Idee einer einteiligen, dreidimensional geformten Sitzschale. Heute ist diese weit verbreitete Stuhltypologie kaum mehr aus unseren Leben wegzudenken.
Der Weg zum ikonischen Entwurf war nicht immer geradlinig. Kaum hatte das Paar – er studierter Architekt, sie Malerin – 1941 in Chicago geheiratet, zogen sie quer durchs Land nach Kalifornien. Hier begannen sie gemeinsam an der Technik für die dreidimensionale Verformung von Sperrholz zu arbeiten, um preiswerte und komfortable Stühle zu realisieren. Doch dann wurden ihre Inventionen mit Amerikas Eintritt in den Zweiten Weltkrieg vorerst anders eingesetzt. Für die Navy entwarfen sie eine leichte Beinschiene aus Sperrholz, die sie in grossen Mengen produzierten. Erst 1946 zeigten sie an einer Ausstellung im MoMA die ersten mit ihrer Technik hergestellten Möbelentwürfe.
Bereits als junger Mann arbeitete Charles für verschiedene Industrieunternehmen und Ingenieure, was zu einem lebenslangen Interesse an Mechanik und der Funktionsweise von komplexen Dingen führte. Diese Vorlieben haben auch den Entwurf des Eames House, welches das Paar 1949 bezog, geprägt. Es entstand im Rahmen des Programms der Zeitschrift «Arts & Architecture», das den Entwurf moderner Bauten als Prototyp für Fertighausideen förderte. Die Grundidee von Charles und Ray war deshalb ein Do-it-yourself-Haus, gebaut aus vorgefertigten Industriekomponenten. Das Ergebnis ist ein Bau aus Stahl, Glas und sorgfältig ausgewählten, kombinierten und zusammengesetzten standardisierten Elementen, das in seiner Ausführung dennoch persönlich ist.
Hier – am Lebens- und Schaffensort des Paares – war eben auch der berühmte «Shell Chair» Teil des täglichen Lebens. Auf historischen Bildern des Zuhauses in Pacific Palisades ist zu sehen, wie Charles und Ray die kompakten Loungesessel drinnen sowie draussen benutzten, je nach Bedarf hier- und dorthin stellten und als bequeme Sitzgelegenheiten für Gespräche mit Gästen schätzten. Genau das war die Inspiration für Vitra, das Eames-Portfolio im Frühling 2023 zu erweitern, unter anderem mit den «Eames Plastic Chair LSR» mit einer Sitzschale in Polypropylen und dem «Eames Wire Chair LKR», die beide auch im Freien einsetzbar sind. Die Farbpalette der «Eames Wire Chairs LKR» und «DKR» wird zudem um die von Charles und Ray entworfenen Farbtöne Citron, Himmelblau, Dunkelgrün und Eames Seafoam Green ergänzt. In diesen frischen Farben machen die Stühle im Ess- und Wohnzimmer sowie auch im Garten eine gute Figur.
Während das Hauptmerkmal der «Shell Chair»-Familie wohl die namensgebende Sitzschale ist, lässt sich diese mit verschiedensten Untergestellen und Polstervarianten kombinieren. So scheinen zum Beispiel die niedrigen «Eames Shell Chairs» über ihrem leichten Drahtgestell beinahe zu schweben. Das filigrane Gestell erreicht mit einem Minimum an Material maximale Festigkeit. Dabei sorgt die leicht zurückgelehnte Position der Sitzschale für besonders gemütliche Momente. Hergestellt werden die Klassiker in Europa und dem Nahen Osten seit den 1950er-Jahren von Vitra. Das Unternehmen kümmert sich auch heute noch um die Pflege, Weiterentwicklung und Produktion der Eames-Entwürfe, dies seit dem Tod von Charles (1978) und Ray (1988) in engem Austausch mit der Eames-Familie.