Wie eine wilde Karussellfahrt

imm cologne 2019

Während manche Hallen monoton wirkten, überraschte uns vor allem das italienische Möbelunternehmen Cassina mit ihrem Stand, denn sie stachen mit den roten Arkaden regelrecht aus der Menge heraus. 

Seit gut einer Woche sind wir von der Möbelmesse in Köln zurück. Ich brauchte erst ein paar Tage, um all die Infos und Bilder – nicht nur auf dem Computer – sondern auch in meinem Kopf zu ordnen. Läuft man während drei Tagen von Stand zu Stand durch die dunklen Messehallen, reihen sich die Eindrücke aneinander und lassen sich am Abend kaum voneinander trennen. Auf den ersten Blick hat man immer das Gefühl, alles schon einmal gesehen zu haben. Erst mit ein wenig Abstand lassen sich Möbel und Accessoires herauskristallisieren, die an der imaginären Pinnwand im Kopf hängen bleiben. Produkte, die etwas auslösen – ein Gefühl, ein Staunen, ein Stirnrunzeln oder auch ein Fragezeichen.

Aufgefallen ist uns auch der Stuhl «cana» von Pauline Deltour für ames, der die Sonne Kolumbiens ins Wohnzimmer holt.

Auch die Erkenntnis, dass man das Rad nicht neu erfinden muss, sondern dass das Potential von bestehenden Produkten manchmal einfach noch nicht ganz ausgeschöpft ist. Oder dass Produkte einfach unter neuem Licht betrachtet werden müssen. Gesehen etwa bei Vitra, die die Sitzschale des klassischen «Eames-Chairs» wieder im ursprünglichen Fiberglass Material produzieren lassen. Toll! Oder Fritz Hansen, die zwar mit ihrem neuen Auftritt überraschten, jedoch auch auf bewährte Klassiker wie den «Drop-Chair» zurückgriffen und diesen lediglich in neue Farben hüllte. Erfrischend! Zwischen Altbekannten Namen wie Sebastian Herkner, der gefühlt die Hälfte der Messeneuheiten entwarf, poppten erfreulicherweise aber auch einige Namen aus der Menge auf, von welchen wir in Zukunft noch mehr sehen und hören wollen.

Auch das Tablett «Kaede» von Hanne Willmann für Schönbuch steht seit der Messe auf meiner Wunschliste.

So etwa die französische Designerin Pauline Deltour, die für ames eine verspielte bunte Accessoire-Kollektion entworfen hat, die uns den kolumbianischen Sommer direkt ins Wohnzimmer holt. Oder Hanne Willmann, die bereits vor zwei Jahren mit dem Bett «Some Day» für Schramm Werkstätten oder den Leuchten «Astrée» für Hartô überzeugte. Heuer präsentierte sie eine schnörkelloses und zugleich sanftes Tablett «Kaede» für Schönbuch, das sich stark ans japanisch-minimalistisches Design anlehnt. Überhaupt fühlte sich der Besuch bei Schönbuch wie eine wilde Fahrt auf einem Karussell an. Die bunte Möbelwelt mit dem Paravant «Lola» von Bodo Sperlein kreiste noch lange in meinem Kopf weiter und liess mich angenehm taumelnd zurück.

Wie ein buntes Karussell: Der Stand von Schönbuch an der imm cologne.

Und wenn man so will, dann dominierten in diesem Jahr nebst Möbeln in natürlichen Braun-, Nude- und Terracotta-Nuancen, verspielte Entwürfe, die an die Leichtigkeit von schwebenden Luftballons oder die Süsse von Zuckerwatte erinnern. Und einmal mehr überzeugte vor allem die Messehalle 3.2 mit Namen wie MuutoMenuPulpoNorthernhorgenglarusString&TraditionamesDedonJan KathKettal oder Schönbuch (um nur einige Namen zu nennen) und liess die 11er Hallen immer mehr im Schatten stehen.

Ein Name um den man an der imm cologne nicht umher kam: Sebastian Herkner. Für Zanotta entwarf er eine Beistelltisch-Kollektion «Echino», deren Beine aus dreischichtgeblasenem Glas bestehen. Die in den Farben Rauchgrau, Hellblau und Bernstein an Bonbons erinnern.

Überrascht hat uns auch Fritz Hansen, die nicht nur das erste Mal auf der imm cologne mit einem Stand präsent waren, sondern auch ihren neuen Look präsentierten. Unter anderem den Klassiker «Drop» in neuen Farben wie Zitronengelb. 

Sanft und kantig zugleich: der Sidetable «Distinct» von ferm living.

Da möchte man sich am liebsten auf den Boden legen, oder zumindest Barfuss über den Teppich laufen: der «Belle Etage» Teppich von Raquel Pacchini für dante.

Auf das Label Caussa sind wir erst an der imm cologne aufmerksam geworden, unter anderem wegen der praktischen und minimalistischen «Arc Tray»-Serie.

Sebastian Herkner bringt den Sommer mit dem neuen Lounge Stuhl «maraca» für ames bereits jetzt zu uns. 

Der exzentrische Lichtdesigner Ingo Maurer überraschte uns in diesem Jahr mit einem romantischen Lichtspiel «La Festa delle Farfalle».

Zum 200-Jahre-Firmenjubiläum von Thonet haben Eva Marguerre und Marcel Besau eine besondere Ausführung für den berühmten Thonet Kaffeehausstuhl 214 kreiert. Den Stuhl bekommt man neu in vier Ausführungen in je zwei Farbnuancen. 

Eines meiner persönlichen Highlights der Messe: Der Paravant «Lola» von Bodo Sperlein für Schönbuch.

Das «Miles Sofa» von Wittmann erinnert mit seiner Form und der Farbe ein wenig an süsse Macarons. Und scharfe Augen haben es bereits erkannt, auch dieser Entwurf stammt von Sebastian Herkner. 

Für eine Überraschung sorgte in diesem Jahr auch der sonst eher traditionelle Badhersteller Burgbad: Mit der Produktneuheit «rgb» hat der Designer Stefan Diez ein innovatives, wandmontierbares Möbelsystem entwickelt, das nicht nur im Badezimmer funktioniert.

Ein Möbelstück, um das man an der Messe nicht herum kam: Das äusserst flexible und wandelbare Sofasystem «airy» von Brühl

Last but not least: Die neue Outdoor-Kollektion «Ribes» von B&B Italia. Der Designer Antonio Citterio hat eine modulare Sitzlandschaft entworfen, die von den Farben und Mustern Südamerikas inspiriert ist.