Irgendwo in Basel, in einem grünen Innenhof, umgeben von bunten Häusern, wo die Vögel laut zwitschern und der Stadtverkehr einen Moment lang in Vergessenheit gerät, da findet man Atelier Neume. Das «Neume» aus dem Namen bezieht sich genau auf dieses (n)irgendwo – «definiert undefiniert», meint Melchior Füzesi, und fügt lachend hinzu: «Ausserdem ist es am Telefon einfacher zu sagen als unsere Familiennamen.» Das junge Architekturbüro wurde 2017 von Marie-Annick Staehelin und Balàzs Földvàry gegründet, Melchior Füzesi stiess 2019 dazu. Als definiert undefiniert könnte man auch ihr Schaffen bezeichnen: Eine klare Linie verfolgen sie nicht, und dennoch gibt es einen roten Faden. «Wir versuchen immer, auf jeden Auftrag so individuell wie möglich zu antworten und für jedes Projekt eine eigene Identität zu schaffen», so Staehelin. Von Trends halten sie sich fern, denn in der Architektur – das sei auch das Inspirierende daran – muss man sich immer bereits in die Lebensweise der Zukunft hineindenken. «Die Nostalgiegefahr wollen wir meiden», so Földvàry. Deshalb hat das Büro auch eine Vorliebe für innovative Aufgaben.
Die unterschiedlichen Hintergründe der drei Architekt*innen machen sie zu einem dynamischen Dreigespann. Füzesi beschreibt die Mischung als geradezu explosiv. Er selbst hat eine Lehre als Hochbauzeichner absolviert und bringt achtzehn Jahre Praxiserfahrung mit. Er schätzt die Auseinandersetzung mit der Komplexität einer Aufgabe in ihrer konkreten Umsetzung. Balàzs Földvàry hingegen ist konzeptueller veranlagt und geht die Dinge mit breiteren Pinselstrichen an, während Marie-Annick Staehelin das Team mit ihrer Offenheit und Feinfühligkeit komplettiert. Ausserdem eröffnet sie dem Büro dank ihrer Muttersprache Französisch eine weitere Sprachregion. Durch die Arbeit bei namhaften Architekturbüros haben alle drei gelernt, dass es manchmal radikale Visionen braucht. Die Zusammenarbeit mache Spass – ihre unterschiedlichen Erfahrungsschätze sehen sie als Bereicherung. Und schlussendlich gäbe es zu dritt ja immer eine Mehrheit, meinen sie schmunzelnd.
So unterschiedlich ihre Persönlichkeiten, so unterschiedlich sind auch ihre Projekte – eine Vielfalt, die sie schätzen. Der Startschuss für das Büro fiel mit dem autarken Ferienhaus «Etang» in Frankreich. Es folgten der Umbau Hirzbrunnenschanze in Basel, der mit einem flexiblen Raumkonzept überzeugt, das Bistro «Lora» in der denkmalgeschützten Bahnhofshalle Basel, für das sie eigene Leuchtkörper und Sitzmöbel entwarfen, oder auch der Genossenschaftswohnungsneubau Lysbüchel, bei dem sie mit einer Lehmsteinfassade experimentierten. Gerade dafür war die Zusammenarbeit mit den Handwerker*innen zentral. «Man muss die Vision gemeinsam mit den Fachleuten entwickeln, wissen, welche Geräte und Maschinen sie in der Werkstatt haben», meinen sie. So entsteht Neues, das wiederum auch in zukünftige Projekte einfliesst.