Bereit für neue Aufgaben

Umnutzung

Sie sind alles andere als gewöhnlich. Ehemalige Fabriken, Scheunen oder Bürogebäude – Räumlichkeiten, die für einen bestimmten Zweck gebaut worden sind und heute nicht mehr dafür benötigt werden. Eines haben sie gemeinsam: einen ganz besonderen Charakter. Um solche Gebäude einer neuen Nutzung zuzuführen, sie zum Beispiel bewohnen zu können, braucht es innovative Ideen, Offenheit und nicht selten auch Überzeugungskraft. So wie bei diesen beiden Projekten.

Die ehemalige Fabrik für Kunststoffspritzteile in Rheinfelden in der Schweiz, die die Architektin Sibylle Hartmann von Architektur und Raum zu einem kreativen Wohn- und Arbeitsort umnutzen durfte, wurde in den 1960er-Jahren errichtet und muss dank des feinfühligen Umbaus auch heute ihre ursprüngliche Funktion nicht verbergen. Das gewünschte Raumprogramm konnte problemlos in das Gebäude eingefügt werden: Die alte Werkhalle nimmt den Wohn-, Koch- und Essbereich sowie den Arbeitsplatz auf; in der anschliessenden Halle befinden sich der Schlafbereich und das Badezimmer mit Ankleide, während im Bürotrakt die Kinder- und Gästezimmer Platz finden.

Das Fabrikgebäude von 1965 wurde in den 80er- und 90er-Jahren erweitert. Der Eingangsbereich aus der zweiten Bauphase wurde rückgebaut, um die klare Formensprache des Baus wieder ablesbar zu machen.

Den Container, der zwischen Ess- und Wohn/Arbeitsbereich trennt, haben die Architektin und der Bauherr am Swissterminal ausgesucht. Rechts ist die Tür zu einem begehbaren Kühlschrank.

Vom Wohn- und Arbeitsbereich öffnet sich das alte Industrietor zur Laderampe, die als Sitzplatz genutzt werden kann.

Das zweite Beispiel führt uns in die Westschweiz. savioz fabrizzi architectes haben hier mitten in der historischen Altstadt von Sion eine ehemalige Weinkellerei in ein Wohnhaus verwandelt. Die grösste Herausforderung war dabei die Fassade, in die keine neuen Öffnungen gemacht werden durften. Dank eines grosszügigen Durchbruchs im Dach erhalten die Räume heute trotzdem genügend Tageslicht – und mehr noch: Ein baumbestandener Innenhof im ersten Stock wird zur grünen Oase mitten in der Altstadt.

Ein kühner Einschnitt in das Bauvolumen ermöglichte die Umnutzung des zuvor fast fensterlosen Nebengebäudes zum Wohnhaus.

Der bis unter das Dach offene Treppenaufgang gibt den Blick frei in die Gebäudetiefe und geht fliessend in die Wohnräume über.

Der Hof wurde so konzipiert, dass neben kleineren Pflanzen auch ein Baum genügend Erdreich findet, um hier zu wachsen und zu gedeihen.