Siegerprojekt:
Haus Hoinka - von Atelier Shen
Strohballenhäuser sind kreislauffähig, regional, haben eine nahezu perfekte CO2-Bilanz und ein grossartiges Raumklima – ästhetisch ansprechend sind sie allerdings selten. Dass Strohhäuser keineswegs dazu verdammt sind, wie gebaute Gesundheitslatschen auszusehen, beweist Atelier Kaiser Shen mit dem Haus Hoinka. Das mit dem Baumaterial vom Feld gedämmte Haus in Pfaffenhofen, einer kleinen Gemeinde in der Nähe von Heilbronn, ist nachhaltig und schön. Es ist ein Gebäude, das Hoffnung macht. Vielleicht ist der Wunsch vieler Menschen, im Einfamilienhaus zu wohnen, und eine nachhaltige Lebensweise doch nicht so unversöhnlich, wie die aktuelle Diskussion manchmal glauben lässt?
Denn bei der Ernte und beim Pressen der Strohballen fallen im Gegensatz zur Herstellung synthetischer Baustoffe nur minimale CO2-Emissionen an. Und im Bau sparen strohgedämmte Gebäude so viel Energie gegenüber herkömmlichen ein, dass sich das Haus damit rechnerisch 69 Jahre heizen lässt.
Das Doppelhaus in Pfaffenhofen ist eine Nachverdichtung in ortstypischer Kubatur, ansonsten ist Haus Hoinka aber alles andere als typisch für das, was im ländlichen Raum üblicherweise gebaut wird. Dabei greifen die Architekten durchaus auf traditionelle Bauweisen zurück: Strohballen kombiniert mit Lehmputz – Techniken, die seit 150 Jahren bekannt und erprobt sind. Alle sechs Fassaden wurden auf diese Weise realisiert, auch Dach und Bodenplatte.
Da Stroh sich schlecht mit Wasser verträgt, wurde das Haus aufgeständert. Auch die anderen Baumaterialien haben eine gute Ökobilanz und sind zum grossen Teil kreislauffähig, da sie trennbar verarbeitet wurden. Weil die langlebigsten Häuser meist diejenigen sind, die sich auf viele unterschiedliche Arten nutzen lassen, verbergen sich unter der einfachen Grundform Räume ohne Eigenschaften. Ob ein Raum zum Wohnen, Kochen, Arbeiten oder Spielen genutzt wird, kann jeder neue Bewohner aufs Neue entscheiden. Es gibt in Deutschland rund 1000 Strohhäuser, jährlich entstehen etwa 50 neue. Genug Stroh gibt es für Hunderttausende. Und mit dem Haus Hoinka nun auch ein Beispiel, wie sie – gut – aussehen können.