Aufgefrischt

Wohnhaus in Antwerpen

Antwerpen, die zweitgrösste Stadt Belgiens, liegt an den Ufern der Schelde und ist seit dem 16. Jahrhundert ein wichtiger Knotenpunkt für Handel und Transport, was zu einem Reichtum an Kultur und Kunst führte. Heute ist die flämische Metropole ein richtiger Hotspot für Design-und Kunstliebhaber:innen und Sitz vieler bekannter Architekturbüros.

Darunter dasjenige von Mark Mertens, der mit AM Designs vorwiegend Wohnprojekte, aber auch Projekte im Gastgewerbe realisiert. Ein besonders imposantes Projekt von AM Designs befindet sich in Berchem.

Die Atmosphäre des südwestlich vom Zentrum Antwerpens gelegenen Stadtteils lässt sich am besten mit einem kunterbunten Mix aus Kulturen und Stilen beschreiben: Bescheidene Mietshäuser stehen neben prächtigen Herrenhäusern, hippe Cafés und Boutiquen reihen sich zwischen angesagten Gourmetrestaurants sowie koscheren Supermärkten ein.

Eine Backsteinfassade in Antwerpen

Die Backsteine, die beim Umbau im Innenraum entfernt worden waren, zieren heute die Fassade des Neubaus.

In Berchems «Groen Kwartier» befinden sich auch zwei Architektur-Trouvaillen, die zugleich Anlaufpunkte der Design- und Kulinarikszene der Stadt sind: das Designhotel «August» in einem ehemaligen Augustinerkloster, für dessen Umgestaltung der belgische Architekt Vincent Van Duysen verantwortlich zeichnete, und nur wenige Meter weiter das Michelin-Restaurant «The Jane».

Letzteres liegt auf dem Gelände eines ehemaligen Militärkrankenhauses und ist in der säkularisierten Kapelle des Hospitals untergebracht. Das spektakuläre Interieur für das Zwei-Sterne-Michelin-Erlebnis von Küchenchef Nick Bril stammt vom niederländischen Studio Piet Boon.

Zeitzeuge

Auf demselben Gelände befindet sich auch das ehemalige Ärztehaus: ein prächtiger Backsteinbau mit einer Fülle an Verzierungen, Gauben und Erkern. Im Rahmen der Arealumgestaltung sollte auch dieses Haus einen frischen Anstrich erhalten, und Mertens, der in Antwerpen stark vernetzt ist, ergriff die Gelegenheit.

Eine der Herausforderungen war die Tatsache, dass das Haus unter Denkmalschutz stand und im grossen Stil renoviert werden musste. Das Gebäude hat im Verlauf der Jahre diverse Nutzungen durchschritten, von Wohnungen über ein Rechenzentrum bis hin zu Büros, wodurch das Innere stets verändert wurde, um den neuen Bedürfnissen gerecht zu werden.

 

Der begrünte Aussenbereich bildet zusammen mit der roten Backsteinfassade einen Kontrast zum hell gestalteten Interieur.

Durch die gläserne Tür gelangt genügend natürliches Licht in die Küche.

Auch im Innenraum finden sich vereinzelte Akzente in Grün, wie etwa der «Spanish Chair» (Fredericia) im Loungebereich neben zwei Topfpflanzen. (Couchtisch «Platner» von Knoll, «Y-Model»- Lampe von Anour)

«Was wir intakt und in gutem Zustand vorfanden, war das Treppenhaus, das wir vollständig restauriert haben. Beim Rest des Hauses gab es jedoch nicht viel zu tun, ausser die Bausubstanz zu erhalten», so Mark Mertens. Die Bodenbalken waren in einem sehr schlechten Zustand, sodass das ursprüngliche Holz abgetragen und ein neuer Holzboden aus Douglasienholz verlegt wurde.

Bei der Renovierung und Sanierung der Bausubstanz entschied man sich für einen zusätzlichen Raum im Erdgeschoss, der den Wohnraum erweitert und Zugang zum Garten bietet. «Wir haben versucht, die vorhandenen Volumen zu respektieren und das Haus dennoch zu öffnen», erklärt Mertens. Innerhalb von zwei Jahren gelang es Mark Mertens und seinem Team, dem ehemaligen Ärztehaus neues Leben einzuhauchen.

Raumhohe Fensterfronten öffnen den Wohnraum heute zum Garten und lassen den Innen- mit dem Aussenraum verschmelzen. Ein Pool und ein Aussensitzplatz schaffen eine entspannte Oase, abgeschottet von roten Backsteinmauern und organisch geformten Hecken. Die Backsteine, die beim Umbau aus dem Innenraum entfernt worden waren, wurden restauriert und an der Aussenseite des Anbaus verwendet, wodurch der bestehende Bau nahtlos mit dem Neubau zu verschmelzen scheint.

Der Esstisch aus Eichenholz stammt aus der Kollektion von AM Designs. Dazu gesellen sich die Stühle «Mantis» von Bassam Fellows. (Teppich aus der «Ligne Pure»-Kollektion von Vanina Henry)

Raumhohe Fenster lassen den hell gestalteten Wohnraum mit dem begrünten Aussenraum verschmelzen.

Der Garten ist eines der begehrtesten Merkmale des Hauses. Eine Oase mitten in der Stadt.

Neue Leichtigkeit

Im Kontrast zu den roten Backsteinen des Aussenbereichs stehen die Reinheit und die Ordnung der Innenräume. Hier dominieren – typisch für AM Designs – helle Farben und gerade Linien. Dazwischen stechen einzelne Möbelstücke – viele davon Klassiker – sowie Entwürfe aus der eigenen Kollektion von AM Designs hervor.

Auch viele der Kunstwerke und Wohnaccessoires stammen aus dem Portfolio von AM Designs und vermitteln die Gesamtphilosophie des Studios: zeitlose Lebensräume und Produkte zu schaffen, die in perfekter Balance mit dem Lebensstil ihrer Besitzer:innen stehen. Unter den Möbeln finden sich High-End-Marken wie Knoll, Bassam Fellows und Anour, kombiniert mit Premium-Möbeln aus der eigenen AM-Designs-Kollektion.

Im Esszimmer etwa finden sich die Massivholzstühle «Mantis» von Bassam Fellows an einem Tisch aus heller Eiche aus der Kollektion von AM Designs. Auch die Küche aus Carrara-Marmor, der dem Raum eine helle und elegante Atmosphäre verleiht, wurde von AM Designs selbst entworfen. Akzente setzen die dunklen Barstühle «Tractor» von Bassam Fellows sowie die Armatur aus gebürstetem Kupfer von Vola.

Eine raumhohe Glastür trennt den Wohnbereich von der Küche ab, ohne jedoch das vom Garten einfallende Licht zu schwächen. Dahinter findet sich das Sofa «Stephanie» von AM Designs unter der ikonischen Wandleuchte «Scone» von Serge Mouille. Eine limitierte Auflage des «Spanish Chair» von Borge Møgensen, den Fredericia anlässlich des 60. Jahrestag seines Entwurfs herausgab, rundet den Loungebereich ab.

In den warmen Monaten erweitert sich der Wohnraum hinaus in den geschützten Garten. (Im Vordergrund: zwei «Pk22»-Sessel von Poul Kjærholm für Fritz Hansen)

Heute dient das ehemalige Ärztehaus als privater Showroom von AM Designs.

Die originale Treppe samt Geländerpfosten und Handlauf blieb erhalten und wurde von AM Designs sorgfältig restauriert.

Durch die helle Gestaltung der Innenräume stechen einzelne Gemälde und Möbel, wie hier der klassische «Womb Chair» von Eero Saarinen für Knoll, heraus.

Die massgefertigte Ankleide von AM Designs bietet ausreichend Stauraum. (Deckenlampe: «Mouille» von Serge Mouille)

Das Badezimmer ist in «Béton ciré» (gewachstem Beton) ausgestaltet. Die Wanne ist durch eine Öffnung in der Wand zugänglich.

Im oberen Stockwerk sind das Schlafzimmer mit Bad, die Ankleide sowie ein Büro untergebracht. Vom hell gestalteten Schlafzimmer führt eine kurze Treppe hinunter in das ebenfalls komplett von AM Designs entworfene Badezimmer. Sogenannter Béton ciré, gewachster Beton, bedeckt Wände, Decke und Boden und verleiht dem Raum Einheitlichkeit und Ruhe. Die Badewanne ist durch eine Wandöffnung zugänglich, was ein einzigartiges Gefühl von Intimität schafft.

In der Garderobe zeigt sich einmal mehr die Vorliebe von AM Designs für die Verwendung reiner, heller Farben und gerader Linien. Die raumhohen Einbauschränke sind um ein zentrales Modul angeordnet und bieten ausreichend Stauraum.

Den Abschluss bilden schliesslich eine Sauna und ein Fitnessraum in der obersten Etage. Heute dient das Stadthaus als privater Showroom von AM Designs. Ein Konzept, das aufgeht, denn wo sonst kann die Philosophie eines Designstudios so stark verkörpert werden wie in einem eigens ausgestatteten Haus.

 

 

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