«Ich will mich von meinem Zuhause umarmt fühlen.»

Homestory mit Interior-Designerin Nuria Rodriguez

Eine Frau sitzt im Wohnzimmer.

Nuria Rodriguez in ihrem Wohnzimmer mit Familien-Liebling Rodrigo.

Nuria Rodriguez lebt mit ihren zwei Kindern wieder im Haus, wo sie aufgewachsen ist, im Zürcher Niederdorf. Ihre Wohnung erstreckt sich über zwei Hausnummern und von der Dachterrasse hat man eine wunderbare Aussicht über die Dächer der Altstadt. Ihre Kindheit war geprägt von Kunst, Flohmarkt-Trouvaillen und skurrilen Einzelstücken; diese Elemente findet man auch heute in der Wohnung der Interior Designerin.

Ein Bett, daneben steht eine Lampe, es hängen Bilder an der Wand. Zu sehen ist ein Fenster und braune Balken.

Der Lieblingsplatz von Nuria ist ihr lichtdurchflutetes Schlafzimmer.

Ein kleines Sofa, darüber hängt ein Spiegel.

Das Schlafzimmer ist ein offener, heller Raum. Kein Wunder ist das Nurias Lieblingsraum.

Wo sitzen wir gerade? Ist das dein Lieblingsplatz?
Nuria Rodriguez: Im Wohnzimmer, es ist mein zweit liebster Raum. Doch mein Lieblingsplatz ist mein Bett, mit schönen, weichen Bettbezügen. Das Schlafzimmer ist mein Rückzugsort, der einzige Raum, der ganz mir gehört.

Wie sollte dein ideales Heim aussehen?
NR: Ich wohne in meinem Idealen Heim. Ein Bijoux mitten in der Stadt - unter mir Menschen, oben an mir der Himmel. Zudem muss mein ideales Heim viel Persönlichkeit haben. Es soll umarmend sein, gemütlich und schützend - ein sicherer Ort, in den ich mich jederzeit zurück ziehen kann.

⁠Was ist dein absolutes Lieblingsstück in deinem Zuhause?
NR: Meine Kinder (lacht). Sie sind mir das Liebste in meiner Wohnung. Ich sammle leidenschaftlich gerne. Das sieht man auch in meiner Wohnung; ich sammle Objekte und Kunst, und ich liebe jedes Stück, denn alles ist mit einer Erinnerung, einer Geschichte verbunden. Trotzdem ist mir bewusst, dass das alles nur Materie ist und wir nichts davon mitnehmen.

Ein Kinderbett, das unter einem Dachfenster steht.

Liebevoll kuratiert sind sämtliche Stücke in Nurias zu Hause. Auch das Kinderzimmer folgt einer Linie und wirkt gleichzeitig verspielt.

Bücherwand, Daybed und Spielecke.

Im Spielzimmer haben die Kinder Platz, um sich auszutoben. Vor dem Spielzimmer gibt es eine Leseecke mit Bücherwand.

Du schaffst Räume, die Geschichten erzählen sollen. Was erzählt dieser Raum hier für eine Geschichte?
NR: Die lauteste Geschichte erzählt wohl meine Bilderwand, sie bedeutet mir viel. Es sind fast alles Bilder aus der Sammlung meiner Mutter. Das heisst, jedes einzelne Bild wurde einmal von ihr persönlich ausgesucht. Als meine Mutter verstarb, haben die Bilder für mich an Bedeutung gewonnen.

Deine Mutter hat vor 50 Jahren die Galerie Susi Brunner gegründet, die du immer noch weiterführst. Auch bei dir ist die Kunst ein fester Bestandteil deiner Einrichtung. Das ist nicht üblich, viele Menschen tun sich schwer, sich für Kunst zu entscheiden. Was rätst du ihnen?
NR: Am besten folgt man einfach seinem Herzen. Viele kaufen Kunst viel zu konzeptionell ein oder sehen damit verbunden ein Investment, das sich irgendwann auch auszahlen sollte. Dabei muss ein Bild, ein Objekt einfach zu dir sprechen, ganz egal, was es kostet oder wie viel es mal Wert sein wird. Weisse Wände tun mir immer ein bisschen weh. Kunst macht ein Zuhause viel spannender und sagt mehr über die Bewohnerin aus, als ein Möbelstück.

Wohnzimmer mit vielen Fenstern und Kunst an den Wänden.

In der Wohnung der Interior Designerin lässt sich viel entdecken: die Wände sind geziert von Kunst und spannenden Objekten, darunter sind auch Skulpturen zu finden. 

Wie muss man sich als Privatkund:in eine Zusammenarbeit mit dir vorstellen?
NR: Mein Claim ist «pimp your home with love» und mir ist es wichtig, dass sich die Persönlichkeit meiner Kund:innen in ihrem Zuhause widerspiegelt. Ich habe mich auf «make-overs» spezialisiert, das heisst ich treffe eine Kund:in für einen Nachmittag bei ihr Zuhause. Dort wird alles besprochen und dann setze ich es in einem Konzept um oder stelle das Interior direkt mit der Kund:in um. Vielen reicht das bereits, weil ihnen der Blick von aussen oder ein neuer Input fehlt. Bei anderen mache ich alles vom Farbkonzept, Renovation und Möbelvorschlägen bis zur Umsetzung. Mir ist wichtig, dass die Menschen wissen, dass ein «make-over» nicht teuer ist und sich jeder leisten kann.

Auf deiner Website sagst du: «Denn unser Zuhause sind wir. Mit all unseren Interessen, unserer Persönlichkeit, unseren Marotten, ...» Wo zeigen sich deine Marotten in deinem Zuhause?
NR: Meine Marotte ist: Es geht immer noch mehr. Kunden in der Galerie sagen manchmal, sie haben keinen Platz mehr für ein neues Bild. Das sehe ich nicht so, man findet immer einen Platz. Das ist meine Devise, obwohl ich langsam wirklich keinen Platz mehr habe.

Du sammelst. Was machst du, um nicht zu einem Messie zu verkommen?
NR:  Lacht. Was der Unterschied zwischen mir und einem Messie ist, dass ich kein Zeitungspapier sammle, sondern schöne Objekte. Ich mache Stylings für Kunden, daher kann ich die Objekte auch immer wieder verwenden - eine schöne Entschuldigung für mich, alles zu behalten. 

Über dem Küchentisch hängt eine Kollektion von Kinderzeichnungen, Fotos und kleinen Bildern; sie verleihen dem Raum unglaublich viel Persönlichkeit.

Über dem Küchentisch hängt eine Kollektion von Kinderzeichnungen, Fotos und kleinen Bildern; sie verleihen dem Raum unglaublich viel Persönlichkeit.

Der Blick vom Wohnzimmer, durch das Esszimmer bis in die Küche.

Der Blick vom Wohnzimmer, durch das Esszimmer bis in die Küche.

Wie sieht dein Traumhaus aus, nicht um darin zu wohnen, sondern um es im Auftrag zu gestalten?
NR: Ich liebe Altbauten. Neue Wohnungen sind für mich ästhetisch schön, haben jedoch zu wenig Seele für meinen Geschmack. Alte Häuser einzurichten, umzubauen und sorgfältig das Alte mit dem Neuen zusammenzubringen, das finde ich sehr spannend. Ein anderer Traum wäre es, kleine Boutique-Hotels einzurichten, wo jedes Zimmer anders ist und dennoch eine Gestaltungssprache erkennbar ist. Schlafzimmer liebe ich ohnehin und Hotels faszinieren mich. Denn auch wenn man zum Teil nur eine Nacht dort ist, gibt es Zimmer, wo man sich sofort zu Hause fühlt.

Gibt es für dich ein No-Go beim Einrichten?
NR: Das einzige No-Go ist, wenn man seine Wohnung für andere oder nach einem bestimmten Trend einrichtet und sich selbst nicht damit identifizieren kann. Das wäre für mich ein No-Go.

 

Eine Bank, darüber hängt ein Bild, das einen Clown zeigt.

Eines der einzigen Bilder in Nurias Wohnung, das nicht aus der Sammlung der Mutter stammt.

Eine blau-grüne Treppe, die in den zweiten Stock führt.

Die Treppe hoch in den oberen Stock hat ein sehr mediterranes Flair.

⁠Als Interior Designerin veränderst du das Zuhause von anderen. Wie oft veränderst du dein Zuhause?
NR: Bei mir verändern sich mehr die Objekte drumherum. Ansonsten überlege ich mir zu Beginn ganz genau, was wo stehen soll und dann hat es seinen Platz. Das verändere ich nicht mehr, denn es macht Sinn, dass es nun dort steht. Eine Ausnahme gibt es: Beim Wohnzimmer gibt es eine Sommer- und eine Winter-Edition. Im Winter ist das Sofa zum Cheminée ausgerichtet und im Sommer wird der Blick nach draussen in die Altstadt gerichtet. 

Gibt es einen Ort oder ein Haus, wo du privat nie drin wohnen würdest?
NR: Für mich kommen neue Überbauungen nicht infrage. Das ist mir zu seelenlos. Da würde ich total leiden, nur schon, wenn ich das Haus von aussen sehe.

Eine Couch mit Couchtisch, die zum Kamin ausgerichtet sind.

Im Winter richtet Nuria ihre Couch nach dem Kamin aus.

Die Couch, ein Bild das an der Wand hängt und der Blick zur Treppe und in den Eingangsbereich.

Der Blick schweift in andere Zimmer, die Altbauwohnung ist sehr grosszügig geschnitten und mit den offenen Durchgängen blickt man vom einen ins nächste Zimmer.