Floral Design aus Zürich

Der Frühling kommt - wir stellen fünf Studios vor

Blumen sind angesagt. Obwohl sie schon immer da waren, scheinen sie präsenter zu sein als auch schon. Auf Instagram tauchen zurzeit viele junge «Floral Designer:innen» auf, die faszinierende Blumen-Bouquets in coolen Klamotten und Sneakers dekorieren. Die Londoner Künstlerin Ana Viktoria Dzinic hat mit einem Blumenmotiv eine Residency beim hippen Berliner Label 032c bespielt. Blumen sind fashionable. Ein Accessoire für den perfekten Look.

Auch in Zürich wollen stilbewusste Menschen nicht mehr nur einen einfachen Blumenstrauss, sondern ein kleines Kunstwerk in Grün erhaschen. Passend zu den Möbeln und als Eyecatcher zu Hause. Passend zum Frühling stellen wir euch fünf Labels aus Zürich vor.

Floral Lokal: Der Name sagt alles

Treffender könnte der Name nicht sein: Floral (Design) Lokal (in Zürich). Seraina Serrat, Gründerin und Geschäftsführerin von Floral Lokal betreibt zwei Blumengeschäfte in Zürich - und zwar an ziemlich angesagten Locations: beim Lochergut und beim Bahnhof Wiedikon. In dieser Gegend ist der Anteil an stilbewussten Leuten, die Wohnungen gerne mit Blumen schmücken, besonders gross. 

«Unter Floral Design verstehen wir die kunstvolle Gestaltung mit Farben, Formen und Strukturen, die die natürliche Schönheit jeder Blume hervorhebt», sagt Serrat. In ihrem Laden arbeitet sie am liebsten mit Blumen, die die Saison bietet. So entstehen immer wieder neue Kombinationen. Fast wie bei einer Modekollektion. Mit ihrem Team kreiert sie Blumenbouquets, die nicht nur eine nette Geste sind, sondern wie ein Kunstwerk ins Wohnzimmer gestellt werden. Ein vergängliches Kunstwerk sozusagen.

Floral Lokal verwendet nur Schweizer und norditalienische Blumen -Steckschaum ist im Studio tabu. «Unser Stil ist knallig, jung, wild und locker», sagt Serrat. Ihre Zielgruppe seien «umweltbewusste Geniesser:innen, Kunst- und Naturliebhaber:innen, sowie Menschen, die unsere unkomplizierte Art schätzen und gerne gute Musik hören wollen, wenn sie auf ihren Blumenstrauss warten», lacht Serrat.

Seraina Serrat spürt den Trend zum Floral Design und erklärt ihn wie folgt: «Blumen sind ehrlich, ihre Schönheit umwerfend und vergänglich. In Zeiten wie diesen stillen sie vielleicht unsere Sehnsucht nach Wahrhaftigkeit, Schönheit und Ruhe.» 

https://www.floral-lokal.ch/

Floral Lokal betreibt in Zürich zwei Läden.

Ein kunstvolles Blumen-Bouquet von Floral Lokal. 

Floral-Lokal-Gründerin Seraina Serrat. 

Evoraflower Studio: Neo-Romantik pur

Evoraflower Studio gibt es seit zwei Jahren in Zürich. Nämlich seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine. Von dort stammt Gründerin Ira Evora. Sie ist wie Tausende damals in die Schweiz geflüchtet. Bereits in Kiew hatte sie angefangen, Blumenarrangements und Bühnenbilder aus Blumen zu kreieren und mit Künstlern, Brands, Cafés und Bars zu kooperieren. Bis der russische Angriffskrieg sie zur Flucht zwang. 

Evora beschäftigt sich seit über zehn Jahren mit Blumen. Sie hat ihr Hobby zur Lebensaufgabe gemacht und konzentriert sich auf florales Design, das Geschichten erzählt: «Mein Blumenstil, meine Texturen, Farben und die Leichtigkeit würde ich als Neo-Romantik bezeichnen», sagt Evora. «Es geht darum, Menschen mit Blumen einen besonderen, einzigartigen Moment zu vermitteln, der nie wieder derselbe sein wird», sagt Evora. 

Die 33-Jährige hat ihr Handwerk von der Pike auf gelernt: Sie hat für Hochzeiten gearbeitet, dann in Blumenläden, bis sie sich selbständig gemacht hat. Dazu hat sie auch japanisches Ikebana gelernt, die jahrhundertealte Kunst des Blumenarrangierens. Dafür gibt sie auch Workshops. In Zürich arbeitet Evora auf Vorbestellung und liefert Blumen für Privatpersonen aus, macht Dekorationen für Dinners, Fashionshows oder Shoperöffnungen – «für Treffpunkte, die wundervolle Menschen verbinden», sagt Evora. Die Liebe und Leidenschaft für Ikebana sind in ihren Arrangements erkennbar. «Ich liebe klare Linien und wahre Schönheit», sagt sie. Und fügt an: «above life’s chaos a butterfly flaps its wings everything changes.»

https://www.instagram.com/evoraflowerstudio/

Zu Floral Design gehören nicht nur schöne Blumen, sondern auch die passende Bildsprache bei der Inszenierung. 

Ira Evora betreibt ihr gleichnamiges Studio für Floral Design seit zwei Jahren. Sie ist damals aus der Ukraine geflüchtet. 

Ein Strauss von Evoraflower.

Flower Art Studio Monster & Drama: Nicht Sträusse, Installationen!

Cati Soldani und Andrea Kipfer vom Flower Art Studio Monster & Drama denken gross: nicht nur bei ihren Blumeninstallationen, sondern ihrem globalen Anspruch. Sie wollen künftig nämlich mehr Events im Ausland mit ihren opulenten Blumeninstallationen bespielen. 

Angefangen haben die beiden vor zehn Jahren durch Zufall: Sie haben für das Kaufleuten Restaurant Blumen kreiert, die Leute waren begeistert. Zur gleichen Zeit kam die Bewegung auf, Blumen-Installationen in Museen, Restaurants und Galerien neu zu interpretieren. «Es lag ein gewisser Aufbruch in der Luft, wir wollten diese Chance nutzen», sagen die beiden Gründerinnen. Der Trend zu avantgardistischen, floralen Designs sei auch in Zürich spürbar gewesen. Die Fusion von Natur und Kreativität schaffte eine neue Ästhetik. 

Andrea Kipfer und ihre Geschäftspartnerin Cati Soldani haben sich aber im Vergleich zu anderen Anbietern nicht von Anfang an mit Floristik auseinandergesetzt: Sie arbeiteten als Gestalterinnen im Fashion- und Beauty-Bereich. Cati Soldani und Andrea Kipfer sagen dazu: «Das Florale ist für uns wie eine neue Materie, aber die Herangehensweise bleibt die gleiche.»

Das Duo interessiert sich vor allem für riesige und raumeinnehmende Blumen-Installationen in kreativen Räumen sowie für einzigartige Still-Lifes. Dafür arbeiten sie auch mit dem bekannten Schweizer Fotografen Patrick Fuchs zusammen, der ihre Blumenkreationen kunstvoll in Szene setzt. Ihre Arbeitsweise erklären die beiden Gründerinnen folgendermassen: «Wir haben den Anspruch, uns nicht selbst zu kopieren und uns immer wieder neu zu erfinden. Unsere langjährige Expertise in innovativem Design setzt Trends und macht uns in der Szene einzigartig.»

https://www.instagram.com/monsteranddrama/

Die Gründerinnen vom Flower Art Studio Monster & Drama, Cati Soldani und Andrea Kipfer, arbeiten für zahlreiche Modelabels. 

Dabei ist Flower Art Studio Monster & Drama bekannt für opulente Blumen-Installationen. 

Für ihre Still-Lifes arbeiten Cati Soldani und Andrea Kipfer mit dem bekannten Fotografen Patrik Fuchs zusammen. 

Kaspar Blumen: Keramikvase inklusive

Mit so viel Know-how aus verschiedenen Bereichen war es nur eine Frage der Zeit, bis sich Angela Kaspar, Hanna Büker und Melanie Schwarz zu Kaspar Blumen zusammengeschlossen haben. 

Angela Kaspar ist Floristin und bringt grosse Erfahrung in der Hotel- und Eventfloristik mit. Hanna Büker hat Trends & Identity an der ZHdK studiert und sich dabei auf Keramik und Fotografie konzentriert. Melanie Schwarz stiess nach ihren Erfahrungen im gestalterischen Bereich und der Floristik auch zum Bereich Keramik. Sie leitet jetzt den Shop von Kaspar Blumen. 

«Es ist unser eigener Ort zur Entfaltung unserer Ideen», sagt Melanie Schwarz, die Floral Design und Keramik-Kenntnisse zusammenbringt. «Wir kommen alle in irgendeiner Form von der Floristik, denken aber über den Vasenrand hinaus», sagt Schwarz. Wir wollen das Thema Blumen aufmischen - aber nicht mit roten Rosen oder so». 

https://www.instagram.com/kaspar.blumen/

Event-Floristik ist bei Kaspar Blumen sehr gefragt zurzeit.

Sorgfältig aufeinander abgestimmte Farben für den Frühling.

Bei Kaspar Blumen gibt es auch passende Vasen zu kaufen.

Der Zürcher Shop «En Soie» wurde von Kaspar Blumen ins Szene gesetzt. 

Studio Végété: Fashionables Floral Design 

Das Designstudio Studio Végété bewegt sich an der Schnittstelle von Botanik und Design. Gegründet wurde es von Floristin und Bühnenbildnerin Aline Joana Rüede. Sie referenziert ans Set-Design, führt aber auch kommerzielle Arbeiten wie Editorials, Werbung oder Produkt-Still-Lifes durch. 

Damit hat sich Aline international einen Namen gemacht: Hermès, Prada, Apple, Loewe, Louis Vuitton, Mugler, Highsnobiety, ON Running, Globus oder Swiss Airlines sind einige ihrer Kund:innen. Deswegen bewegt sich Aline zwischen Zürich und Paris, je nach Projekt. Daneben ist sie Dozentin für Botanik und atmosphärische Gestaltung an der ZHdK.

Mit Studio Végéte möchte sie einen Bruch zwischen organischem Material und radikaler Grafik vollziehen. «Mit dieser schichtweisen Manipulation der natürlichen Gegebenheiten entwickelt sie eine Szenografie mit transformativem Charakter», sagt Rüede. Sie hat Floristin gelernt und den Beruf auch während ihrem Studiums ausgeübt, bis sie sich schliesslich selbständig gemacht hat. «Mit meinem Designstudio kann ich breit und multidisziplinär arbeiten. Ich kann alle Regeln über den Haufen werfen und damit Neues kreieren», sagt sie.

Für ihre floralen Kreationen lässt sich Aline von Geschichten, Mythen und Figuren aus zahlreichen Büchern inspirieren – oder sie geht gerne ins Museum. Die intensive und interdisziplinäre Arbeit hat Studio Végété nicht nur bei Fashion-Labels ins Gespräch gebracht, sondern auch bei der Instagram-Community. Der Account von Studio Végété hat über 16’000 Followers. Die Still-Lifes sind schön anzuschauen. Überzeugt euch selbst.

https://www.instagram.com/studiovegete/

Studio Végété ist bekannt für ihre kunstvollen Still-Lifes, die auch in der Werbung verwendet werden.

Aline Joana Rüede nennt ihre Kreationen auch «Blumen-Architektur». 

Hermès, Prada, Apple, Loewe, Louis Vuitton oder Mugler gehören zu den Kunden von Studio Végété.