Im Herzen des Prenzlauer Bergs zelebriert das neu eröffnete Restaurant Ryke nicht nur qualitativ hochwertiges, regionales und saisonales Essen, sondern auch das Zusammenkommen von Menschen in einer warmen und geselligen Atmosphäre.
Für das Interieur zeichnet das Innenarchitekturbüro Atelier Raumfragen verantwortlich. Bei der Konzeption war es den Beteiligten wichtig ein ganzheitliches Raumkonzept zu entwickeln, das eine positive Wirkung auf die Gäste hat. Der Fokus bei der Neugestaltung lag auf einer warmen, einladenden Atmosphäre, aber genauso auf einer Haltung, die Wertschätzung und das Bewusstsein für nachhaltige Prozesse zeigt.
Sandra Bruns, Innenarchitektin des Atelier Raumfragen, ist Dozentin an der Detmolder Schule für Innenarchitektur und bezog talentierte Nachwuchskreative ihrer Hochschule mit in das Projekt ein. Zum einen das Start-Up Ve.Mura, welches einen Putz aus recyceltem Bauschutt entwickelte und diesen auf zwei Wänden, wie ein Bild auftrug. Laura Muschalla und Domenico Fama erhielten für ihr Produkt kürzlich den Recycling-Designpreis.
Des Weiteren schwebt ein Papierobjekt des jungen Künstler Timo Heijnk über einer geselligen Tischtafel im hinteren Bereich des Raumes. Dieses Objekt wirkt wie eine Gedankenwolke, welche die Szene beleuchtet und diese zugleich schützt. Die eigens für das Ryke handgefertigte Tableware stammt von der Frankfurter Keramikkünstlerin Viola Beuscher und die Terrakotta-Fliesen, die den Tresen verkleiden, sind ebenfalls handgefertigt.
Wir haben mit der Inhaberin Fan Xiaofen über Mut, Innovation und Tradition gesprochen.
Welches Gefühl verbinden Sie mit der Rykestrasse und wie können wir uns die Strasse / den Kiez vorstellen?
Fan Xiaofen: Die Rykestrasse ist wie eine Filmkulisse einer Berliner Kiez Allee. Sie bietet Weite, Horizont und den unvergleichbaren Blick auf den Fernseh- und Wasserturm.
Sie haben zuvor am selben Standort das asiatische Restaurant Akemi betrieben. Woher kam der Impuls für dieses neue Konzept?
FX: Als ich 2012 meinen Mann Tuan kennenlernte, betrieb er ein vietnamesisches Restaurant in der Ryke- Ecke Sredzkistrasse. Gemeinsam entwickelten wir das Raum- und Küchenkonzept für Akemi: Asiatische Tapas, frische Limonaden und herzliche Häppchen. Das Ryke ist eine natürliche Weiterentwicklung des guten Geschmacks. Das Ryke schlägt wurzeln in unserer Nachbarschaft sowie in diesem Kiez und lebt im fruchtbaren kulinarischen Austausch mit unserem Umland. Für uns als Familie und für unseren Küchenchef Roman Schönberger und sein Team ist diese Verbindung ein Ausdruck der modernen Kochkunst.
Sie kommen aus Shanghai – zeigt sich dennoch ein Bezug zu ihrer Heimat in der Speisekarte oder sonst wo im Restaurant?
FX: Es wird wenige Momente geben, in denen unsere Gäste geschmacklich nach Shanghai transportiert werden. Dennoch ist meine Lust, Tradition mit Innovation zu vereinbaren, ein durchaus Shanghai typisches Bedürfnis.
Wie viel Mut braucht es, in diesen Zeiten ein neues Restaurantkonzept zu entwickeln und zu eröffnen?
FX: Ich würde mein Vermögen für Zeitgeist über den Begriff «Mut» stellen. Ryke befriedigt auch meine eigene Sehnsucht nach tiefer Verbindung mit der Natur, unserem Kiez und meiner Wahlstadt Berlin.
Was das immer Ihr Traum?
FX: Ich spiele seit einigen Jahren mit dem Gedanken einen Ort des Genusses zu schaffen. Einen Raum in dem Design, Handwerk und Kulinarik verschmelzen. Das Leben hat mir den Freiraum geschenkt, diesen Wunsch mit Ryke zu leben.
Was macht für Sie ein gutes Restaurant aus?
FX: Es ist ein Ort der Begegnung, der sinnlichen Erweiterung und des Gefühls von Intimität.
Sie haben für die Innenraumgestaltung mit Atelier Raumfragen zusammengearbeitet, um ein ganzheitliches Raumkonzept zu entwickeln. Was war Ihnen wichtig bei der Gestaltung?
FX: Bereits 2018 haben Sandra und Carsten, Atelier für Raumfragen, ihre Handschrift unserem Restaurant Ramen x Ramen im Berliner Stadtteil Friedrichshain verliehen. Die Zusammenarbeit war immer auf Augenhöhe – herzlich, geschmeidig und fruchtbar. Sie sind Ästheten der ersten Stunde und greifen und begreifen meine Raum- und Ortsvision.
Im Interieur haben auch viele Nachwuchskreative der Detmolder Schule für Innenarchitektur mitgewirkt. Wie kam es dazu?
FX: Sandra ist Dozentin an der Detmolder Schule. Es liegt in ihrer Natur der Sache, dass sie Nachwuchsdesigner*innen Raum schenkt, um sich einzubringen und zu entfalten.
Zudem schwebt ein Papierobjekt wie eine Wolke über einem Tisch, ein Werk des Künstlers Timo Heijnk – welchen Bezug haben Sie zu Kunst?
FX: Kunst transportiert Emotion. Ich fühle mich von der etherischen Art von Timos Papierobjekten berührt.
Was haben Kunst und Kulinarik gemeinsam?
FX: Kulinarik ist Kunst.
Es gibt eine Pinnwand im Restaurant, was hat es damit auf sich?
FX: Unsere Tochter Sophia (9 Jahre) hat sowohl unser Logo, als auch die graphische Bebilderung und Beschriftung im Ryke übernommen. Ihr Pinselstrich ist verspielt und bestimmt. Unsere Gäste dürfen sich auf unserer Pinnwand mit ihrer eigenen illustratorischen Vorstellung austoben.
Am Sonntag ist im Ryke Familientag. Was bedeutet das?
FX: Den Sonntag möchten wir dem Kiez schenken. Ein Kindergerechtes Menü unter zehn Euro, eine kleine Weinkarte und immer auch das Gefühl von der Familie bekocht zu werden. Schnitzel mit Spargel, ein Brathähnchen mit Kartoffeln. Besonders und dennoch unaufgeregt aufregend.
Wie würden Sie Ryke in drei Worten beschreiben?
FX: Familiär. Pur. Wertvoll.
Welches Gericht auf der Karte sollte man beim nächsten Besuch unbedingt probieren?
FX: Petersilien Granita oder schwarzes Knoblaucheis mit zitronig zarten Fichtenspitzen. Roman wird euch zuverlässig überraschen.