Der Standort wirkt auf den ersten Blick untypisch für Kreative. Das Gebäude versteckt sich in einem ruhigen Wohnquartier in Renens, einem kleinen Vorort von Lausanne. Bewegt man sich durch den grünen Innenhof, vorbei an einer kleinen Werkstatt, lässt sich erahnen, dass dieser Ort viel Raum für Kreativität bietet. Hier haben sich Egli Studio gemeinsam mit anderen Kreativen im Shared-Workspace «Hyperespace» eingemietet. Ein grosser, loftartiger Raum mit individuellen Arbeitsinseln, einem Aufenthaltsbereich, einem Besprechungstisch sowie separater Küche. Umrahmt wird alles von vielen Grünpflanzen, was den Arbeitsplatz exotisch erscheinen lässt. «Wir mögen Pflanzen, die meisten gehören uns», sagt Thibault. Nicht nur für die Grünpflanzen sind sie verantwortlich. Bei der Konzipierung des Shared-Workspace wurden sie damit beauftragt, die Einrichtung und Möblierung zu entwerfen – so entstand die Möbelkollektion «Hypercollection», die sich aus einem flexiblen Regalsystem, Sitzmöbeln, Tischen sowie einer Leuchte zusammensetzt. 2017 wurden sie damit für den Swiss Design Award und dieses Jahr für den Designpreis Schweiz nominiert.
War für euch von Anfang an klar, das ihr nach eurer Ausbildung in Lausanne bleibt und nicht zurück nach Genf geht?
Egli Studio: Genf wird mehr mit Banken und teuren Läden in Verbindung gebracht, wir hatten das Gefühl, es war nicht wirklich Platz für uns, hier in Lausanne kamen wir dank der ECAL direkt mit anderen Kreativen zusammen. Zudem ist Lausanne offener der Deutschschweiz gegenüber – mental wie auch geografisch. Genf ist wie eine Insel im französischsprachigen Raum.
Wie habt ihr euch kennengelernt?
ES: Wir kennen uns von früher aus Genf, aber wir hatten nie viel Kontakt. An der ECAL haben wir zusammen studiert und die ersten Teamarbeiten gemacht. Schon da haben wir gemerkt, dass wir uns gut ergänzen, obwohl wir verschiedene Backgrounds hatten. Nach dem Studium haben wir immer noch gemeinsame Projekte realisiert mit dem Gedanken, irgendwann zusammen ein Studio zu gründen. Das konnten wir dann ein Jahr nach unserem Abschluss, 2014, realisieren.
Wie ging es danach weiter?
ES: Zuerst haben wir bei unseren Eltern gearbeitet. Unsere Väter haben eine grosse Werkstatt und ein Flair fürs Handwerk. Wir konnte damals viel ausprobieren und lernen, was ein grosser Vorteil für uns war.
Könnt ihr euch an euer erstes gemeinsames Projekt erinnern?
ES: Das erste Produkt war ein Kreisel, das war noch ein Projekt an der ECAL. Danach haben wir einen Weihnachtsmarkt organisiert, dafür haben wir kleine Produkte kreiert wie Karten und Weihnachtsbaumschmuck, die wir da verkauft haben.
Woran arbeitet ihr momentan?
ES: Wir machen eine Szenografie für die NOV Gallery in Genf. Zudem hat uns ein Krankenhaus angefragt, ihren Wartebereich für Patienten zu überdenken. Das Problem ist, dass es einerseits zu wenig Platz hat und die Sitzmöglichkeiten nicht flexibel auf die Patienten angepasst werden können. Wir versuchen eine kreative Lösung dafür zu finden.
«Das Gefühl, dass wir helfen können und unsere Arbeit geschätzt wird, ist für uns am wichtigsten.»
Das hört sich interessant an, weicht aber von euren anderen Arbeiten ab ...?
ES: Ja, über solche Projekte sprechen wir als Designer nicht viel, dennoch ist es ein interessanter und wichtiger Bereich unserer Arbeit, dass Design auch im öffentlichen Raum einen Mehrwert bietet. Wenn man solche Räume einrichtet, ist es für uns jeweils auch spannend zu sehen, wie die Produkte in einem anderen Kontext wirken.
Wie ist eure Arbeit aufgeteilt?
ES: Das ist projektabhängig. Manchmal wissen wir bereits zu Beginn, dass einer von uns ein grösseres Wissen in einem spezifischen Bereich hat. Grundsätzlich besprechen wir aber alles gemeinsam, auch was Fotos oder den Zeitablauf betrifft.
Ihr wirkt beide ruhig. Die Zusammenarbeit stelle ich mir sehr harmonisch vor, oder gibt es bei euch auch mal Auseinandersetzungen?
ES: Ja, natürlich. Aber wenn wir nicht glücklich miteinander sind, reden wir darüber, bevor es eine grosse Sache wird. Das ist der Schlüssel für eine gute Beziehung (lacht).
Eure Arbeit ist funktional und praktisch. Was für einen Stellenwert hat die Ästhetik?
ES: Wenn ein Produkt richtig entworfen ist, kann es nicht schlecht aussehen. Viele technische Entscheidungen sind daher direkt in ästhetische Sicht übersetzt. Und uns ist es wichtig, dass unsere Produkte zu Ende gedacht sind und funktionieren, gerade wenn wir es einer Firma präsentieren. Wir sind der Meinung, dass ein Produkt auch eine allgemeine Gültigkeit haben soll, ist es zu künstlerisch, wird es nicht von allen verstanden und wird womöglich auch nicht produziert. Zudem ist es respektlos, wenn wir bei Präsentationen mit Ideen ankommen, die nicht zu Ende gedacht oder schlecht skizziert und am Ende nicht brauchbar oder machbar sind.
Hat sich diesbezüglich eure Arbeit in den letzten Jahren verändert?
ES: Unsere Produkte sind immer bedeutender geworden, nicht nur in Bezug auf die effektive Grösse, auch die Technik ist ausgeklügelter, die Projekte sind allgemein umfangreicher geworden, ebenso die Kosten.
Welches Wunschprojekte schwebt euch noch vor?
ES: Einerseits möchten wir mit grossen Firmen zusammenarbeiten, was uns aber wirklich antreibt und der Kern unserer Arbeit ausmacht, ist, dass wir gerne Menschen begegnen und Handwerker kennenlernen möchten. Das Gefühl, dass wir helfen können und unsere Arbeit geschätzt wird, ist für uns am wichtigsten.
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