Mehr als einfach Grün

Bau-Stoff: Neue Wege mit Hanf

Bei der Herstellung von Hanfsteinen werden Hanfschäben mit besonderen Naturkalken und Mineralien in Form gepresst und luftgetrocknet.

Die Verbindung der losen Hanfschäben mit Naturkalk und Mineralien
lässt das Material hart werden wie Stein und beständig gegenüber äusseren Einflüssen.

Der fertige Hanfstein.

Die Hanfsteine verlassen die Produktionshallen
in Südtirol …

… und werden für den Transport auf die Baustelle parat gemacht.

Für Ausbesserungsarbeiten und Sichtmauerwerk wird das Material mit der Betonmischmaschine gemischt (hempcrete).

Hanfsteine werden mit atmungsaktiven Hanf-Kalk-Putzen oder Lehm verputzt.

Zum Vermauern von Innenmauern wird ein Kalk-Mauermörtel verwendet, für Aussenwände ein Kalk-Isolier-Mauermörtel.

Hanfsteine als Ausfachung für Fachwerkhäuser oder Schallabsorbtionswände.

Der Hanfputz hat eine ähnliche Wirkung wie ein Lehmputz und überzeugt durch seine hohe Ästhetik.

Alleskönner Hanf: Aus den Samen entstehen Lebensmittel, aus der Faser Textilien, aus dem Holz Naturziegel und aus den Blüten Medizin. Und noch vieles mehr.

Hanf, die älteste Kultur- und Nutzpflanze der Menschheit, erlebt ein weltweites Revival. Aus den Blättern und Blüten entstehen Medizin, Tee und Getränke, aus den Samen Speiseöl und aus dem Mehl Backwaren und Proteinpulver. Doch Hanf kann noch mehr: Die Faser der Pflanze ist die stärkste Pflanzenfaser der Welt. Hanf ist allgemein unempfindlich gegen Feuchtigkeit, was eine lange Haltbarkeit garantiert. Kaum verwunderlich also, dass Hanf auch ein hervorragender Baustoff ist. Dieser wird aus dem Inneren des Stängels, dem holzigen Teil der Pflanze produziert. Da Hanf etwa 50-mal schneller wächst als Holz, enthält es viel Silizium und hat viele Hohlräume, wodurch das Material nicht brennt und Wärme dämmt. Hanfsteine dämmen Wärme, speichern und reflektieren sie. Zudem dämmen sie Schall und regulieren die Raumakustik. Durch die Verbindung mit Naturkalk sind sie nicht brennbar, schimmelunterbindend und resistent gegen Ungeziefer. Zudem regulieren sie die Luftfeuchtigkeit und reinigen die Raumluft. Mit einer Mauerstärke von 35 bis 40 cm erreicht man ohne zusätzliche Dämmung Minergie-A Eco. Bei Innendämmungen kann ohne Folien und Zementsperren gearbeitet werden, da die Steine unempfindlich gegen Feuchtigkeit und Schimmel sind. Eine weitere Anwendung bei Sanierungen ist die Errichtung der Trennwände mit Hanfsteinen als Luftreiniger. Durch das schnelle Wachstum des Hanfs und die schonende Herstellung sind Hanfsteine zudem CO2-negativ, das Material kann kompostiert und wiederverwertet werden, indem man beim Abbruch die Hanfsteine wieder zerschreddert, 5 Prozent Kalk hinzufügt und dann wieder Häuser bauen kann. Neben den Hanfsteinen gibt es auch ein Hanf-Kalk-Putzsystem (Grundputz, Feinabrieb), Hanfbeton für Wände und Unterböden sowie eine Hanf Trockenschüttung.
In der Schweiz und in Südtirol entstehen darüber hinaus derzeit 360°-Kreisläufe. Die Firmen Castelatsch, Ecopassion und Alpenpionier produzieren Lebensmittel und Wellnessprodukte aus den Hanfsamen und Hanfblüten, Glärnischtextil aus dem Glarus trennt die Fasern von den Schäben und produziert Textilien, während Schönhthaler OHG aus Südtirol aus den Schäben die Hanfsteine produziert. Ein lokaler Kreislauf mit voller Verwertung der genialen Pflanze.