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Frankreich: Holzbau

Designerin Ionna Vautrin steht mit einem schwarzen langen Kleid vor einem gelben Bild und Holzwand.

Bewohnerin Ionna Vautrin ist Designerin. Ihre Arbeit ist eine Begegnung zwischen Industrie und Poesie.

An diesem Haus mag ich besonders seine Frische und Unschuld, aber auch seine Ungeschicklichkeit», sagt Architekt Jean-Baptiste Barache von arba architectes. Das Haus war sein erster Entwurf überhaupt und erinnert an seine Kindheit. «Ich spielte oft in Scheunen und stieg auf Strohhaufen. Je höher man hinaufkletterte, desto kleiner wurde der Raum, bis man ganz oben unter der Decke ankam.»

Durchblick in einem Holzhaus mit Fensterfront auf der linken Seite und Wohnzimmer in der Front.

Die Offenheit und Helligkeit des Hauses gefallen der Bewohnerin am besten.

Wohnzimmer mit rotem Sofa und offener Galerie nach oben.

Ein Haus im Haus – verschiedene Kuben bilden weitere Räume wie Arbeits- und Schlafzimmer.

Das Haus ist deshalb wie eine Scheune konzipiert, in dem man weitere, kleinere Räume untergebracht hat, in welchen man einen ­ruhigen Rückzugsort findet. Auch mit dem Material Holz war der Architekt bestens ­vertraut, denn er hatte bereits als Kind viele Holzhütten gebaut und sich davon inspirieren lassen. Dies war gleichzeitig auch die grösste Herausforderung. «Es war mein ­erstes Projekt, und ich habe lange und sehr genau an den Plänen gearbeitet, bis ich zu ­einem richtigen Entwurf kam. Es war mir wichtig, die Bauzeit in einem überschau­baren Rahmen von 6 Monaten zu halten. ­Hätte ich von Beginn an gewusst, dass dieses Projekt 18 Monate Bauzeit in Anspruch nehmen würde, hätte ich mich wohl nicht in dieses Abenteuer gestürzt», reflektiert Barache scherzend. 2006 konnte das Naturrefugium schliesslich bezogen werden – damals allerdings noch ohne Stromanschluss erinnert er sich: «Ich liebte es, durch das Haus zu schlendern und vom grossen Raum in immer kleinere Räume zu gelangen – vor allem zu dem, Raum unter dem Dach. Schläft man im Sommer dort bei offenem Fenster, hört man die Vögel singen, das ist herrlich.» 2018 fand das Haus eine neue Besitzerin. Die Industrial-Designerin Ionna Vautrin bewahrte aber den ursprünglichen Charakter des Hauses und erzählt im Interview, was sie daran fasziniert.

Essbereich mit ovalem Tisch und divers farbenen Stühlen.

Der Esstisch ist eine Eigenkreation der Designerin und ein Platz, wo sich gern Gäste und Freunde versammeln.

Badezimmer mit weisser Wanne befindet sich hinter Holzschiebetür auf rechter Seite.

Nur eine der Besonderheiten des Hauses: Die Badewanne befindet sich quasi im ­Küchenschrank.

Arbeitsplatz mit Blick von der Galerie in den Wohnbereich und Bettnische.

Die Designerin liess ihren Arbeitsplatz mit Aussicht auf der zweiten Etage massschneidern.

Es scheint, als ob Ihr Haus mitten in der Natur steht – wo sind Sie zu Hause?
IONNA VAUTRIN:
Ja, das Haus ­befindet sich in einem sehr kleinen Dorf in der Normandie namens Auvilliers.

Das Haus ist sehr speziell, was hat Sie schliesslich überzeugt?
IV: Ich habe es vom Architekten Jean-Baptiste Barache gekauft, der es ursprünglich für sich selbst gebaut hat. Alle seine Häuser werden mit Holz und auf nachhaltige und erschwingliche Weise gebaut und stehen in enger Verbindung mit der natürlichen Umgebung. Das gefiel mir sehr.

Dennoch offenbart das charmante Haus seine Schätze erst bei genauerem Hinsehen. Was ­gefällt Ihnen besonders?
IV: Ich persönlich mag die warme Präsenz des Holzes, die mystische Atmosphäre, die hier herrscht, und die Radikalität der ­Einrichtung.

Spätestens, wenn man in der Küche steht, merkt man, dass Sie nicht in einem gewöhnlichen Haus wohnen. Das Badezimmer befindet sich praktisch im Küchenschrank ...
IV: Ja, als ich das Haus kaufte, war es nicht ans Stromnetz angeschlossen. Damit ich hier permanent leben konnte, musste ich es ans Stromnetz anschliessen. Das hatte weitere Änderungen zur Folge, da ich aber die Offenheit mag, wollte ich diese so belassen, und so haben wir die Küche verändert und eine Badnische eingebaut. 

Im Haus gibt es einen weiteren Kubus, in dem die Schlafzimmer wie gemütliche Etagebetten eingerichtet sind. Warum haben Sie Vorhänge anstelle von Türen gewählt?
IV: Die Schlafkojen sind vom Architekten so gedacht, und ich habe sie unverändert gelassen. Ich finde jedoch, die Vorhänge vor den Betten schaffen einen amüsanten und ­gemütlichen Schlafraum für meine Gäste.

Holzhaus von aussen mitten im Grünen mit Holzfassade.

Das gesamte Haus wurde ursprünglich ohne Strom und komplett aus Holz gebaut.

Möchten Sie nochmals etwas am Haus ver­ändern?
IV: Nein, ich habe verschiedene Änderungen vorgenommen, als ich das Haus ans Stromnetz angeschlossen habe. Zudem habe ich einen Holzofen im Wohnzimmer eingebaut, ein Büro im ersten Stock eingerichtet und eine Treppe zum zweiten Stock zimmern lassen.

Welcher ist Ihr Lieblingsplatz im Haus?
IV: Das ist schwer zu sagen, doch ich mag es besonders, an meinem Schreibtisch vor dem inneren Erkerfenster zu sitzen und die Natur zu betrachten.

Haben Sie ein Lieblingsmöbelstück oder ein  Lieblings-Wohnaccessoire?
IV: Was mir an diesem Haus besonders gefällt, ist die Tatsache, dass die meisten ­Möbel Teil der Architektur sind. Ich habe mich von den meisten meiner Möbel ­getrennt, bevor ich eingezogen bin. In der Küche ­befindet sich jedoch ein grosser Tisch, der von mir entworfen ist.

In Ihrem Wohnzimmer hängt eine Schaukel, wird sie benützt, oder ist sie nur als Eyecatcher gedacht?
IV: Früher konnte man sich von einer Seite des Hauses zur anderen schwingen. Durch die grosse Pendelleuchte, die ich aufhängen liess, ist der Raum jetzt jedoch versperrt. Ich wollte sie trotzdem als Erinnerung behalten.

Gibt es noch weitere verborgene Schätze im Haus zu entdecken?
IV: Eine der grössten Überraschungen im Haus ist das Badezimmer. Die Bade­wanne ist in einem Schrank untergebracht, dessen Türen als Küchenwand fungieren.

 

www.ionnavautrin.com
www.arba.pro

Titelbild Das Ideale Heim mit Wohnzimmerbild eines offenen Innenausbaus.

Der gesamte Artikel erscheint in der Mai-Ausgabe 2022 der Zeitschrift Das Ideale Heim.

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