Nach ihrem Studium erhielt die Schweizer Architektin Daisy Jacobs die Möglichkeit, ein Atelier von Freunden im US-Bundesstaat Vermont umzubauen. Anstatt mit der vorhandenen Gebäudehülle zu arbeiten, hat die Architektin einen komplett neuen Entwurf realisiert. Enstanden ist ein quadratischer Kubus, der mit Kontrasten spielt und die Natur nach innen holt.
Wie war die Ausgangslage?
Daisy Jacobs: Auf dem Grundstück befand sich damals eine einfache Holzhütte, die eigentlich nur den Sommer über nutzbar war. Die Winter sind dort lang und die Besitzer wollten ein Atelier, das sie das ganze Jahr über nutzen können. Zudem ist es ein ganz besonderer Ort mitten in der Natur, aber davon hat man im Innern gar nichts mitbekommen, weil die Fenster sehr klein waren.
Was waren die Anforderungen der Besitzer?
DJ: Sie wollten einen Ersatzentwurf, der einerseits isoliert und wintertauglich ist und andereseits den besonderen Ort aufgreift und den Blick in die Natur öffnet. Die Vorstellung war ein Arbeitsatelier, das gleichzeitig als Rückzugsort dient. In der Umsetzung war ich weitgehend frei, allerdings mussten einige Richtlinien wie Höhe und Grundfläche eingehalten werden.
Was ist mit der alten Hütte passiert?
DJ: Diese haben wir ganz amerikanisch abgehoben, auf einen Pick-Up-Truck gesetzt und an einen Schwimmteich gebracht, der sich ebenfalls auf dem Grundstück befindet. Dort dient sie heute im Sommer als Badehaus.
Was war Ihnen wichtig beim Entwurf?
DJ: Man gelangt durch einen Wald zum Haus, und mir war es wichtig, diesen Weg zum Arbeitsbereich im Innern weiterzuführen, sodass man die Natur um sich herum spürt. Somit war es mehr ein Weg durch die Natur, den ich gestaltet habe.
Sie spielen mit Kontrasten – aussen ist das Haus dunkel und innen hell, war das Absicht?
DJ: Nein, das war mir gar nicht so bewusst, aber mir war wichtig, dass die Oberfläche eine Tiefe bekommt und durch die raue Oberfläche des Holzes eine Haptik besitzt. Dies ergibt sich nun auch aus der Farbgebung.
Welche Materialien kamen zum Einsatz?
DJ: Es ist ein typischer Holzrahmenbau, wie er in der Gegend um Vermont oft vorkommt, aber modern interpretiert. Das Dach ist ebenfalls aus Holz. Die Fenster werden an zwei Stahlstützen vorbeigeschoben und können auf verschiedene Weise geöffnet werden. So entsteht ein Spiel mit der Natur.
Was war die grösste Herausforderung?
DJ: Der kulturelle Unterschied, etwa wie man auf der Baustelle miteinander spricht, wie wichtig die Rangordnung ist und dass es Regeln gibt, die man einhalten muss.