Wie vom Himmel gefallen

«Meteorite» von Ateljé Sotamaa

Futuristischer schwarzer vieleckiger Holzbau auf einer grünen Wiese umrahmt von Bäumen

Geht man – wie von den Architekten bevorzugt – zu Fuss durch den Wald, erscheint «Meteorite» wie ein dunkles, mystisches Objekt zwischen den Bäumen.

Dunkel, mysteriös, faszinierend – wie ein Raumschiff, das über Nacht mitten in dieser Waldlichtung gelandet ist. Doch in Wirklichkeit handelt es sich um das Wohngebäude «Meteorite» des finnischen Architekturbüros Ateljé Sotamaa im scheinbar abgelegenen Kontiolathi in Ostfinnland. Nicht nur sein Äusseres mutet futuristisch an, sondern auch sein Inneres birgt eine zukunftsweisende Wohnlandschaft: Über drei Stockwerke erstreckt sich ein Netzwerk von ineinandergreifenden Räumen, die mit der umliegenden Landschaft in enger Verbindung stehen.

In sieben Meter Höhe über dem Atrium schwebt ein Netz, auf dem man sich eine kreative Auszeit gönnen kann.

Das offene Raumkonzept schafft flexibel nutzbare Raumkonstellationen.

Schon beim Betreten des Gebäudes ist klar: «Meteorite» ist anders. Das Atrium erstreckt sich über alle drei Stockwerke hoch bis zu einem 10 Quadratmeter grossen Oberlicht, das einen ungehinderten Blick in den Sternenhimmel bietet. Sieben Meter über dem Boden schwebt ein Katamaran-Netz, das es den Bewohnern erlaubt, freischwebend die Seele baumeln zu lassen.  «'Meteorite' stellt eine völlig neue, offene Art dar, den Wohnraum zu organisieren», so Kivi Sotamaa, Mitgründer von Ateljé Sotamaa. «Im Gegensatz zu traditionellen Häusern, in denen jeder Raum einen vorbestimmten Zweck hat, fördert die Architektur des Gebäudes dynamische Beziehungen zwischen seinen Bewohnern in einer Vielzahl von Lebenssituationen.» Während Familien sich früher in grossen, horizontalen Küchenräumen versammelten, erlaubt «Meteorite» die vertikale Verbindung untereinander sowie mit der idyllischen Umgebung.

Frau sitzt auf einer Holztreppe mit Glasgeländer, unten in der Küche steht ein Hund, der nach rechts schaut.

Das Interieur ist mit skandinavischem Holz ausgekleidet, Plastik wurde vermieden.

Die verschiedenen Nischen können als Stauraum oder auch als Sitzgelegenheit genutzt werden.

Gebaut wurde das Gebäude ursprünglich als Gästehaus für Ulla-Maria Koivula, Gründerin und CEO des Bildungstechnologieanbieters ThingLink mit Sitz in Kalifornien, auf dem alten Gehöft ihrer Grosseltern im ländlichen Karelien in Finnland. Aufgrund der Pandemie und der in Kalifornien wütenden Waldbrände entschied sich ihre Familie jedoch, vollzeitig in Finnland zu leben und zu arbeiten. «'Meteorite' spiegelt die Verbindung meiner Seele zur finnischen Natur wider», so Koivula, «und der Blick durch eines seiner grossen Fenster auf die nebligen Felder ringsum versetzt mich in die ruhigen Tage meiner Kindheit zurück. Wir nutzen das Haus als kreativen Raum für Remote-Arbeit, Hobbies und gemütliches Zusammensein.»

Mann sitzt vor einem Fenster und schaut ins Freie in der Abendstimmung.

Die grossen Fenster unterstreichen den Bezug zur finnischen Natur, mit der sich die Bauherrin seit der Kindheit eng verbunden fühlt.

Umgeben von unberührter Natur, war die Nachhaltigkeit ein wichtiger Aspekt bei der Bauweise. Deshalb entschieden sich die Architekten für vorgefertigte Platten aus Brettsperrholz (CLT) sowie eine Luftisolierung und eine natürliche Belüftung. Die gesamte Haustechnik ist geschickt in den Holzwänden versteckt, während Plastik im ganzen Gebäude vermieden wurde. Sogar das Dach besteht aus geöltem Massivholz, das mit der Witterung schön altern wird. Insgesamt sind in den Baumaterialien 60 Tonnen Kohlendioxid gebunden. «Auch im Bezug auf die Tragwerksplanung war dies ein einzigartiges Projekt», so Ahti Rantonen, Geschäftsführer der Vahanen Group. «Ein Schlüsselelement war dabei der digitale Design- und Fertigungsprozess. Alle Teile des Hauses wurden auf der Baustelle vorgefertigt und montiert, was bedeutet, dass sie sehr detailliert am Computer modelliert und just-in-time angeliefert werden mussten.»

Monumentales, vieleckiges schwarzes Gebäude in einer Wiese in Dämmerungslicht.

Die Bausubstanz des Gebäudes bindet 60 Tonnen Kohlendioxid.