Was haben Operationstools für die Herzchirurgie, neu gedachte Mode für Menschen im Rollstuhl oder ein Bean-to-Bar-Schokoladenprojekt gemeinsam? Sie alle haben mit Design zu tun, also mit der konzeptionellen Idee, wie mit neuen Produkten und Projekten das Leben von Menschen verbessert werden kann. Denn längst umfasst der Designbegriff nicht mehr nur die schöne, gute Form, sondern er wird weiter und zeitgerechter verstanden.
Das zeigen auch die beiden neuen Preiskategorien Inclusive Design und Food Design, die Design Preis Schweiz mit der diesjährigen Edition neu lanciert hat. «Die neuen und überdachten Preiskategorien stehen – wie die Edition 23 selbst – im Zeichen des Wandels. Wir setzen in diesem Jahr bei den Kategorien sowie beim Nominationsverfahren bewusst einen verstärkten Fokus auf Nachhaltigkeit, denn wir sind davon überzeugt, dass Design einen bedeutenden Einfluss auf die Gestaltung einer besseren Zukunft haben kann», erklärt Benjamin Moser, Management Board Member, Curator und Director des Design Preis Schweiz. Ausgezeichnet werden zudem wie bisher die besten Designprojekte in den Kategorien Circular Design, Furniture Design, Interior Design, Product Design und Young Professionals. Für die sieben ausgeschriebenen Kategorien haben Schweizer Designschaffende und Unternehmen bis Juni insgesamt 250 Produkte, Projekte, Dienstleistungen und Konzepte eingereicht; am 1. September wurde daraus die Auswahl der Jury in Zürich vorgestellt.
Innovativ und kreislauffähig
Allen nominierten Projekten ist ein hohes Mass an Innovationskraft eigen. So hat etwa die Schweizer Brand OceanSafe mit dem «DualCircuit Shirt» ein eigenes vollständig kreislauffähiges Kleidungsstück entworfen, das in der Kategorie Circular Design nominiert wurde: Die von OceanSafe entwickelte Kunstfaser «naNea» ist eine revolutionäre Alternative zu herkömmlichem Polyester. Von dieser Faser über die Prozesschemikalien, Farbstoffe, Nähgarne und Etiketten sind alle Zutaten des zukunftsweisenden Shirts sicher für den biologischen Kreislauf. Nach Ablauf der Lebensdauer der Kleidungsstücke werden diese durch ein etabliertes Rücknahmesystem recycelt: Was dabei in die Natur kommt, baut sich dort biologisch ab. Der Rest wird bei Zimmertemperatur depolymerisiert und zu neuwertigen Fasern aufbereitet.
Auch in der neuen Kategorie Inclusive Design schaffte es ein Projekt zu den Nominierten, bei dem es um Kleidung geht: Das Projekt Inklusive Mode nimmt sich dem Umstand an, dass Menschen im Rollstuhl andere Anforderungen an die Bekleidung haben – nicht nur aufgrund eines veränderten Körperbaus, sondern auch weil sie einen Grossteil der Zeit sitzend verbringen. Im Rahmen eines Diplomprojekts am Institut Fashion Design der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel (FHNW) haben Studierende in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Paraplegikerzentrum eine Kollektion von Kleidung für Menschen im Rollstuhl entwickelt, die eine hohe Funktionalität mit ansprechender Ästhetik verknüpft.
Design als Mehrwert
Das Projekt 3fold, nominiert in der Kategorie Product Design, veranschaulicht, wie Design mit cleveren Mitteln und selbst in technisch anspruchsvollen Bereichen Mehrwert einbringt, Effizienz generiert und die Lebensqualität von Patient:innen verbessert: Aus einem Forschungsprojekt an der ZHdK entstand ein faltbares, chirurgisches Applikationsinstrument für die Herzchirurgie, welches eine berührungslose und schnelle Anwendung von «Hylomate» im Operationssaal ermöglicht. «Hylomate» ist ein natürlicher, biosynthetischer Werkstoff in Form eines Beutels, welcher Komplikationen nach dem Einsetzen von Herzschrittmachern verhindert.
Die Gewinner:innen des Design Preis Schweiz Edition 23 – jeweils eine(r) pro Kategorie – werden an der Preisverleihung vom
3. November in Langenthal bekannt gegeben.