Aus der Zusammenarbeit mit dem Künstler Ata Bozaci und der Schreinerei strasserthun entstanden ganz besonders tiefschichtige Kunstwerke. Ab dem 18. Dezember können Sie in Zürich in eine überraschende Welt eintauchen, die Kunst und Technologie harmonisch verbindet.
«Manchmal ist das Ganze mehr als die Summe der Teile.» Diesen Satz liest man oft, so oft, dass Vorsicht geboten ist, wenn er wieder einmal auftaucht. Manchmal ist das Ganze aber tatsächlich mehr als die Summe der Teile. So geschehen, als der Künstler Ata Bozaci und die Schreinerei strasserthun ihre Fähigkeiten vereinten. In der Ausstellung «4478 m ü. M.» im Showroom «Punkt58», den das Thuner Familienunternehmen in Zürich an der Bäckerstrasse direkt hinter dem Volkshaus betreibt, können Neugierige und Interessierte Neuinterpretationen des viel abgebildeten Berg der Berge entdecken. Ata Bozaci, Schweizer mit türkischer Herkunft, wuchs in Burgdorf auf. Der 46-jährige beschreibt sich als «internationalen Künstler, Grafiker und Graffitiwriter der ersten Stunde». Bei strasserthun handelt es sich um einen stolzen Schreinerbetrieb. «Wir sind Schreiner. Punkt», sagt Marcel Schwander, Geschäftsführer der Firma mit 75 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. «Man kann auch sagen: Xherdan Shaqiri ist Fussballer. Punkt. Wir sind nicht gewöhnliche Schreiner», so Schwander, doch weiter geht er mit einem Schmunzeln im Gesicht nicht. Am Standort der Schreinerei zwischen der Stadt Bern und dem Berner Oberland hält man sich zurück, mehr sein als scheinen ist dort eine Tugend.
Bozaci entwickelte sich vom Sprayer zum Künstler, der digitale Werke hervorbrachte, und wieder einen Schritt zurück trat zum Künstler, der sprayt. Für seine jüngsten Arbeiten hat er das Medium erneut gewechselt. «Ich geniesse das Privileg, mit der neuen Lasertechnologie sublidot by strasserthun zu experimentieren», sagt der in Zürich lebende Künstler. In Zusammenarbeit mit dem Thuner Schreinerbetrieb hat er entschieden, das Matterhorn in verschiedenen Verfahren umzusetzen. Das Motiv stehe für das innovative Zusammenspiel zwischen Künstler und Technologie. «Innovation wird als eine Schweizer Tradition gewertet. Das Matterhorn ist ikonisch, wuchtig und das Aushängeschild der Schweiz», so Bozaci. «Die Herausforderung bestand darin, den Berg neu zu präsentieren. Wir wählten einen unverkennbaren grafischen Stil, umgesetzt mit einer in der Schreinerwelt noch nie da gewesenen Technologie.»
Den Künstler und die Technologie zusammengebracht hat Serge Pietsch von strasserthun. Ata war Serges Held vor vielen Jahren, als dieser sich noch «Toast» nannte und als Sprayer in Burgdorf und Bern unterwegs war. 23 Jahre später, Pietsch hatte gerade eine Stelle als Produktmanager in der Thuner Schreinerei angetreten, erinnerte er sich an sein Vorbild aus Teenagerzeiten. Die Lasertechnologie, die sein neuer Arbeitgeber entwickelt hatte, und die Arbeitstechnik des ehemaligen Sprayers passten wie die Faust aufs Auge zusammen.
Strasserthun kam fast zufällig zur Lasertechnologie, die das Unternehmen heute in seiner Branche exklusiv einsetzt. Eigentlich war Geschäftsführer Marcel Schwander auf der Suche nach einem Verfahren, mittels dessen er Musterstücke – weit mehr als 1000 verschiedene Materialien werden vom Unternehmen verarbeitet – sauber und unauslöschlich beschriften konnte. Damit keine fremde Firma sich damit schmücken konnte. Das sollte sich mittels Laser bewerkstelligen lassen, war damals die Überlegung. Doch bis es soweit war, kostete es zuerst reichlich Zeit und Geld. Seither ist viel Wasser die Aare runtergeflossen. Heute hat sich die Marke «sublidot by strasserthun» etabliert. Bereits machen die damit verbundenen Umsätze vier Prozent der Gesamteinnahmen aus und Schwander sagt voraus, dass diese Zahl in den kommenden Jahren auf zehn Prozent steigen werde, vielleicht noch höher.
Im Ausland erhalten mit «sublidot by strasserthun» beworbene Anwendungen soviel Aufmerksamkeit, dass das Unternehmen gelegentlich auf seine Lasertechnologie reduziert werde. Um dieses Luxusproblem zu lösen und zu veranschaulichen, ging die Schreinerei mit dem Künstler Ata Bozaci eine fruchtbare Zusammenarbeit ein. Erst durch das Laserverfahren erhalten die Werke des ehemaligen Sprayers auf dem Medium haptische Eigenschaften und gewinnen an Tiefe. Beim Digitaldruck hingegen bleibe das Motiv flach. «Das Holz lebt, es reagiert unterschiedlich auf das Laserverfahren. So entsteht jedes Mal ein Unikat», beschreibt der Künstler. Seine mit Facetten und Strukturen oft vielschichtige, aber monochrome Technik bietet der neuen Technologie eine Bühne. Oder ist es umgekehrt: Sorgen erst die Möglichkeiten des Lasers dafür, dass das Werk gelingt? Machen Sie sich selber ein Bild und tauchen Sie ab dem 18. Dezember im Showroom vom strasserthun in Zürich in diese tiefschichtige Welt von Ata Bozaci und seinen neuen Werken ein.
Textbasis: Mark van Huisseling
Die Ausstellung an der Beckerstrasse 58 in Zürich dauert vom 18. Dezember 2020 bis zum 15. Januar 2021. Mehr zu den Öffenungszeiten im Showroom «punkt58» finden Sie hier. (Anmeldung und Terminvereinbarung über Website, QR-Code scannen).
www.strasserthun.ch, www.sublidot.swiss, www.bozacistudio.com