Ein Boot im Einklang mit der Natur

Hideaway auf dem See

Hausboot auf einem See

Der Tisza-See bietet das perfekte Erholungsgebiet.

Der Tisza-See (Theiss-See) mit seinen vielen Inseln ist der grösste Stausee Ungarns und liegt in einem Naturschutzgebiet der ungarischen Tiefebene. Als Alternative zum Plattensee ist er hauptsächlich bei einheimischen Feriengästen als Erholungsgebiet beliebt, an seinem Ufer befinden sich Campingplätze, Hotels und Badeanstalten. Inspiriert von den traditionellen Fischerbooten wurde das schwimmende Sommerhaus mit dem Namen Sneci – langsam wie eine Schnecke – speziell für diesen Ort gestaltet, ein modernes und individuelles Feriendomizil abseits der belebten Uferregionen.

Hausboot von hinten

Das Dach, die Deckdielen und die Rückwand der Kabine sind mit wärmebehandeltem Thermoholz verkleidet.

Réka und Balázs, die in einer kleinen Wohnung in Budapest leben, suchten ein kleines Hideaway für Pausen von ihrem hektischen Alltag. Sie stellten sich eine Art Gartenhaus auf dem See vor, nicht an einen Ort gebunden und trotzdem in die Gegend integriert. Denn ein Boot ist ein Ort, wo sich das Leben verlangsamt. Für Tamás Bene war es interessant, einen Raum ohne Fundament zu gestalten, welcher entgegen der primären Funktion eines Bootes - dem Transport – einen mobilen Wohnraum bietet, der sich in die Natur einfügt und so Teil der Landschaft wird. Ziel war es, die äussere Funktion und den inneren Ablauf zu trennen und so zu optimieren, dass Sneci unauffällig und bescheiden auf dem Wasser schwimmt und die Bewohner sich im Innenraum gezielt bewegen können.

Fischerboote sind meistens persönlich ausgebaute, gemäss den eigenen Anforderungen und Bedürfnissen entwickelte Schiffe, welche üblicherweise keine Designer benötigen. Tamás Bene hat diese Einfachheit als Grundlage für seinen Entwurf genommen und seine Ideen sehr zurückhaltend und dezent eingebracht. Wie bei den lokalen Fischerbooten steht auch bei Sneci in einer ersten Phase die Praktikabilität über der Ästhetik. Als Bezug auf die Tradition bestehen Konstruktion und Teile der Schiffshülle aus Aluminium, die Oberflächen wurden mit einer weissen Beschichtung versehen. Nur das Dach, die Deckdielen und die Rückwand der Kabine sind mit wärmebehandeltem Thermoholz verkleidet. Der Innenbereich ist mit Thermoholz und Redwoodplatten ausgekleidet. Ein Panoramafenster lässt die Natur in den Innenraum fliessen, kleine Bullaugen schaffen einen gezielten Blick auf den See und die raumhohen Schiebetüren, welche sich zum Bugdeck öffnen bieten eine umfassende Aussicht über umgebende Landschaft.

Das kleine Bullauge schafft einen gezielten Blick auf den ruhigen See.

Mit solch einer Aussicht startet man verwöhnt in den Tag.

Die feinfühlig inszenierten, nautischen Akzente im Innen-und Assenbereich sind verweisen subtil auf die eigentliche Nutzung der Boote auf dem Tiszasee. Es sind kleine Gesten mit grosser Wirkung im gewollt minimalistischen Ambiente. Der Innenraum ist bescheiden, zweckmässig und es gibt nichts, was davon ablenkt, was sich ausserhalb der Bullaugen befindet. Jedes einzelne Objekt auf dem Boot hat seine eigene Position, so entsteht keine Unordnung und es haben auch nicht zu viele unnötige Dinge Platz. Tamás Bene hat den Minimalismus der Fischerboote übernommen, indem er den kompakten, übersichtlichen Innenraum beibehielt. Dort sind eine kleine Küche und ein Essbereich mit zwei Bänken und einem Tisch untergebracht. Die Tischplatte kann abgesenkt und mit den Bänken zu einem Doppelbett umgebaut werden.

Um ein unabhängiges Hausboot betreiben zu können, musste ein energieeffizientes System geschaffen werden. Den notwendigen Strom liefern zwei Sonnenkollektoren auf dem Schiffsdach. Damit werden die elektrischen Geräte in der Küche sowie die Innenbeleuchtung und die Scheinwerfer versorgt. Das Trinkwasser wird über eine Fusspumpe bezogen, welche mit einem 20-Liter Tank gespeist wird. Ein geschlossener Wasserkreislauf, eine energiesparende Stromquelle und nicht zuletzt der kompakte, geschlossene Raum machen Sneci zu einem modernen, unabhängigen Wochenendrefugium – ein Beispiel, welches auch auf andere Wohnformen angepasst werden könnte.

benetamas.com

Die kleine Küche und der Essbereich reicht hervorragend für zwei Gäste.

Ohne unnötige Gegenstände entsteht auch keine Unordnung.