Das Schwarzwaldhaus

Buch: «Häuser des Jahres»

Blick auf ein Haus aus Holz steht an einem Hügel.

Ungewöhnlich: Ein gestufter Betontisch trägt die Holzrahmenkonstruktion. Der Dachüberstand schützt vor Schnee und Wasser, die Fassaden wurden mit heimischer Douglasie verschalt.

Das Einfamilienhaus bleibt trotz der aktuellen Wohndiskussion der Traum schlechthin. Auch in diesem Jahr hat eine Fachjury im Auftrag des Callwey Verlags die schönsten Häuser aus Deutschland, Österreich, Südtirol und der Schweiz gekürt. Lassen Sie sich von den Siegerprojekten überraschen. In diesem Artikel stellen wir Ihnen «Das Schwarzwaldhaus» von ANMUNT Nagel Theissen Architekten und Designer vor, welches mit diesem Projekt eine Anerkennung im Rahmen des Wettbewerbs gewann. 

Mutig: Die Fensterrahmen greifen die Farbe des Ahorns vor dem Haus auf, Möbel und Vertäfelung erinnern an grünen Loden.

Fliessend: Zweigeschossig öffnet sich im Innern der Wohn- und Essbereich, abgetreppt folgt der Raum der Topografie des Geländes.

Das Haus im malerischen Menzenschwand im Südschwarzwald ist unter den zahlreichen Eingaben aufgefallen. Die Buntheit sticht hervor, aber auch die expressive Silhouette, die den Typus Haus mit Schrägdach in ländlicher Idylle innerhalb der gegebenen Vorschriften gekonnt neu interpretiert und auf die Spitze treibt. Die Architektur will nicht anbiedernd traditionell sein, sondern vereint die lokalen Bauformen mit einem globaleren, utopischeren Geist. So wird das Haus am steilen Hang nicht mittels Betonkeller im Boden verankert, sondern aufgeständert, um darunter Platz für Lager und Aufenthalt zu schaffen und um von der Strasse her ebenerdig das Haus betreten zu können. Der Verzicht auf den Keller ist auch nachhaltigen und ökonomischen Überlegungen geschuldet und wird zu einem wichtigen ästhetischen und konzeptuellen Faktor des Hauses.

Eine Gesamtansicht des Hauses.

Vielfältig: Gebaut wurde nur der notwendige Raum, auf einen Keller wurde verzichtet, um den Eingriff auf dem Grundstück zu minimieren.

Auf der Plattform fasst ein zum Teil weit auskragendes, mehrfach geknicktes, zeltartig steil abfallendes Schrägdach, das vor- und zurückspringende Volumen schützend zusammen. Im Inneren wird die Hanglage durch abgetreppte Split-Level, die der Topografie folgen, thematisiert. Es entsteht eine innere Wohnlandschaft, die zum Durchwandern einlädt und durch unterschiedliche Raumhöhen und gezielte Ausblicke in die umliegende Natur das Gefühl erzeugt, sich gleichzeitig sowohl drinnen als auch draussen zu befinden. Betrachtet man die Grundrisse, die an John Hejduks Entwürfe der 1980er-Jahre erinnern, überrascht die geometrische Dominanz des Quadrats. Zwei gleich grosse Quadrate werden symmetrisch überlagert, wobei die restliche Grundrissdisposition die Symmetrie wiederum spielerisch auflöst. Im Zentrum, wo sie sich überlappen, befindet sich die Treppe, welche die drei Geschosse verbindet. Das geometrische Spiel im Grundriss und die räumliche Vielfalt, die im Schnitt generiert und sichtbar wird, ist komplex, jedoch kontrolliert und äusserst faszinierend. Zusätzlich wird mit der Farbgebung in Grüntönen die Farbigkeit der Natur ins Haus geholt und augenzwinkernd auf den für diese Gegend typischen Lodenstoff verwiesen. Der Entwurf erfreut durch das Verschmelzen von zum Teil gegenläufigen Strategien, die ein eigenwilliges Raumgefüge erzeugen, das Leichtigkeit ausstrahlt und durch Lebensnähe sowie durch die atmosphärische Ausprägung überzeugt.

Blick in ein Zimmer mit Etagenbetten.

Funktional fröhlich: Maximal grosse Öffnungen holen die Landschaft ins Haus. Unterschiedlich gestaltete Schlafplätze  wie Stockbetten sorgen für Urlaubsgefühle.

«Unvoreingenommenheit gegenüber Materialien, Form und den individuellen Anforderungen, verbunden mit der bedingungslosen Lust, jede Bauaufgabe mit Neugierde und Freude zu denken, ist die Basis unserer Projekte.»  
Ein schwarz-weiss Bild von den Architekt*innen.

AMUNT Nagel Theissen architekten und DesignerStuttgart (DE)

Das Buch Häuser des Jahres

Häuser des Jahres 2022 

Die 50 schönsten Häuser aus Österreich, der Schweiz, Südtirol und aus Deutschland hat die Fachjury ausgewählt, die ihren Bewohner*innen Raum für ihren Lebenstraum geben.

 

Turit Fröbe & Katharina Matzig, Callwey Verlag, 320 Seiten, 450 farbige Abbildungen und Pläne, CHF 80. –

www.callwey.de